Team 3: Sunagakure Bootcamp

Ringo hörte zwar nicht das Wort "Wettlauf", doch für ihre kompetitive Einstellung klang es ganz genau danach. Zugegeben, sie hatte zunächst etwas anderes erwartet. Das Bauen eines Lagers, das sofortige Ausbauen zu einer Festung und das Verteidigen derselben nämlich! Andererseits, dies war frei für alle, und hier huschten Genin umher.
Es ist wohl mehr eine diplomatische Geste, von wegen "Lernen wir voneinander, gemeinsam schaffen wir alles" und so weiter.
Die Anweisungen waren im Grunde einfach: Sie würden jetzt los gehen, und morgen um 12 Uhr wären sie wieder hier. Es war ein Rundkurs, es gab Hindernisse. Es gab Ausrüstung. Es gab potenzielle Hilfe auf Abruf, ein garantierter Punktverlust (so kalkulierte Ringo). Die Chuunin-Prüfung hatte sie gelehrt, was bei solchen Dingen zu erwarten war.
Nachdem der Kazekage seine Erläuterung beendet hatte, waren die Kisten frei, inspiziert zu werden. Ringo trat stracks auf die Kiste zu, die Isamu und ihr zugewiesen war. Es waren gelbe Halstücher darin, welche sie als Team 3 kennzeichneten. Hier, deins. Ringo reichte Isamu sein Halstuch, nahm ihr Kopftuch ab und band sich das Team-Tuch um den Hals. Die Teams wurden offenbar nach Dörfern eingeteilt. Kein Misch-Masch. Gut für das Nara-Yamanaka-Duo. Andererseits auch gut für alle anderen Teams. Und das ist wiederum schlecht!

Isamu war sich bisher noch nicht ganz sicher, was er von dieser Sache halten sollte. Aber er war kein Mensch, der vorschnell urteilte, weshalb er es erst einmal auf sich zukommen lassen würde. Vielleicht hatte er sich unter diesem Event etwas anderes vorgestellt, was jedoch nicht bedeutete, dass das, was geplant war, schlecht war. Er würde sich also wohl oder übel einfach überraschen lassen müssen.
Zusammen mit Ringo trat auch er auf die Kiste zu, die wohl ihre Ausrüstung für dieses Unternehmen beherbergte. Die Yamanaka holte ein gelbes Tuch raus und hielt es ihm sofort hin.
"Danke.", sagte Isamu und betrachtete es kurz eingehend. Es hatte die Zahl ihres Teams drauf. Eine Drei. Kurzerhand band sich Isamu das Tuch um den linken Oberarm, so dass die Zahl gut erkennbar war. Dann schob er seine Brille zurecht und seufzte leise. Die Hitze machte ihm bereits jetzt zu schaffen. Wie würde es dann wohl nach nur einer Stunde aussehen? Oder gar nach einem halben Tag? Er hoffte, der Abend, und damit die errettende Kühle, würde bald kommen ... Aber er wusste, dass diese Hoffnung noch etwas auf sich würde warten lassen.

Zu zweit brachen die Beiden also auf, ihre Route nehmend. Sie trennten sich von den übrigen Teilnehmern und konzentrierten sich auf ihre Herausforderungen. Isamu war sich nicht ganz sicher, auf was er sich nun einstellen konnte. Er war noch nie wirklich in der Wüste gewesen und die Hitze setzte ihm zu. Es war, als würde sein Gehirn brutzelnd auf einer Grillplatte liegen. Sich an solch einem Ort konzentrieren zu können war eine wahrhaftige Herausforderung - welcher sich Isamu nur allzu gerne stellte!
"Was war nochmal unsere erste Etappe?", fragte Isamu dann an Ringo gewandte und dachte bereits darüber nach, sein Wasservorrat anzubrechen. Allerdings liess er es vorerst bleiben. Wenn er eines häufig in irgendwelchen Ratgebern gelesen hatte, dann war es die Tatsache, sein Wasser unheimlich gut einzuteilen, wenn man sich in einer Wüste befand.
"Irgendetwas mit ... Sanddünen?", er hob die Hand über die Augen und schirmte so die Sonne ab, "Ich sehe überall Dünen. Welche davon sind denn diese ... Riesen?"
Er stellte Ringo zwar diese Frage, hatte allerdings keine allzu grossen Hoffnungen, dass sie eine Antwort darauf hatte.

Sie setzten sich in Bewegung, in zügigem Schritt. Es war heiß, und es würde noch heißer werden. Früher oder später würde diese Hitze sie zum Rasten zwingen, doch bis dahin hatten sie die erste Wegmarke hoffentlich schon erreicht. Es gab drei davon. Zwei von diesen drei Etappen am ersten Tag, dann die Letzte am anderen Tag und stracks zur Ziellinie, das klang nach einem guten Plan.
"Ich sehe überall Dünen. Welche davon sind denn diese ... Riesen?"
Ringo ließ den Blick auf die gleiche Weise schweifen wie Isamu. Nun, es sollten wohl besonders hohe Dünen sein, erwiderte sie langsam. In einer Neuner-Gruppe. Soviel verriet der Name, sofern die Geographen von Suna nicht gant besooonders kreativ waren und mit den Neun Riesen etwas völlig anderes meinten. Was genau das war ... Ringo konnte sich in diesem Moment kein geistreiches Beispiel dafür einfallen lassen. Es war zu warmmm ...
Wir könnten einen unserer üblichen Tricks versuchen, sagte sie nach einem Moment. Suchen wir ein Tier, das fliegen kann, und ich übernehme seinen Geist. Dann spähe ich ein wenig voraus.
Auf den ersten Blick war kein Tier in Sicht, das passte. Ringo sah einen kleinen, schwarz glänzenden Käfer über den Sand eilen. Nein, so ein Tierchen war kein gutes Ziel. Ringo erinnerte sich noch immer mit Grausen an den Tag, an dem sie einen wunderhübschen Schmetterling übernommen hatte und die schiere Panik erfuhren hatte, die man eben erlebt, wenn man plötzlich von einem Vogelschnabel traktiert wird. Ein winziger Spatz hätte sie an dem Tag fast umgebracht.
Isamu wußte von Ringos Befürchtungen, was tierische Späher anging. Sie mochte es absolut nicht, in der Nahrungskette zu weit unten zu stehen, und war reichlich wählerisch. Je unbekannter die Umgebung, umso schlimmer!
Während sie marschierten, tastete Ringo nach ihrer Wasserflasche. Nachdenklich holte sie die Feldflasche hervor. Hast du auch schon Durst, Isamu?

Er seufzte leise. Seit der Ankunft in dieser Hölle aus Feuer und Hitze wünschte er sich, er hätte sich für dieses Projekt nicht gemeldet. Er hatte ja keine Ahnung, wie schrecklich die Wüste sein konnte. Natürlich, er hatte Gerüchte gehört, Erzählungen und Geschichten, aber das war kein Vergleich zur Realität. Diese Hitze war tödlich und Isamu wusste nicht, wie es Menschen schafften, an einem solchen Ort zu überleben. Er bewunderte sie, aber er würde niemals mit ihnen tauschen wollen.
"Wenn man die Beschreibung einfach wortwörtlich nehmen kann, dann ja.", pflichtete Isamu seiner Partnerin bei und sah sich um. Dumm war nur, dass für ihn hier irgendwie alles völlig identisch aussah. Eine Sanddüne reihte sich an die nächste. Wo sollte man hier mit dem Zählen beginnen und wo aufhören? Was waren die Grenzen? Das ergab alles keinen Sinn.
Als Ringo dann erklärte, dass sie ihren üblichen Trick anwenden könnten, blickte er zu ihr.
"Eine gute Idee.", pflichtete er ihr bei, "aber ich fürchte, wie an fast allem hier, mangelte es an guten Möglichkeiten, was das angeht."
Er liess seinen Blick in den Himmel gleiten. Noch nicht einmal einen Vogel konnte er ausmachen. Zumindest nicht im Moment. Und erneut drängte sich ihm die Frage in den Kopf, wie man freiwillig hier leben konnte.
Als er seinen Blick wieder sinken liess, sah er zu seiner Partnerin und zu deren Wasserflasche in der Hand. Er nickte ob ihrer Worte. "Hatte auch schon überlegt, einen Schluck zu nehmen, aber ich fürchte, dass das unklug wäre. Wir haben eben erst mit unserem Abenteuer begonnen. Ich war zwar selbst zuvor noch nie in der Wüste, aber ich habe gelesen, dass man sich das Wasser sehr gut einteilen sollte.", natürlich würde er es ihr nicht verbieten können, bereits jetzt etwas zu trinken, aber er empfand es als unklug, auch wenn er es durchaus verstehen konnte.
Erneut sah Isamu in den Himmel und kniff die Augen leicht zusammen. Die Sonne blendete ihn. Mit seiner Hand schirmte er die Helligkeit etwas ab und erkannte hoch über ihnen etwas, dass womöglich ein Vogel sein könnte. Ob er zu hoch flog ...?
"Ringo. Da oben.", mit der anderen Hand zeigte er auf den fliegenden Punkt am Himmel, "Könnte ein Vogel sein. Kommst du an den ran mit deinem Jutsu?"

Die Chuunin, beide jenseits ihrer klimatischen Wohlfühlzone, suchten also nach Tieren, deren Privatsphäre man aufs Gröbste stören konnte. Doch die Wüste, nun, lebte nicht gerade, sondern war reichlich wüst. Dabei kamen sie auf das Thema der Wasserversorgung. Isamu mahnte zur Sparsamkeit.
"Wir haben eben erst mit unserem Abenteuer begonnen. Ich war zwar selbst zuvor noch nie in der Wüste, aber ich habe gelesen, dass man sich das Wasser sehr gut einteilen sollte."
Ja, das liest man meist als Erstes, stimmte Ringo zu, so trocken, wie ihre Kehle sicher bald sein würde.
Isamu erspähte schließlich etwas am Himmel, und Ringo blinzelte empor in die gleißend helle Feuerkugel, die dort oben stand. Was der Nara gesehen hatte, war nur ein Schemen. Halb geblendet, war unmöglich zu sagen, was da oben sein mochte. Spatz, Elster, Geier, Flugechse? Ringo gab ein Knurren von sich. Nun, einen Versuch ist es wohl wert ... Du kennst es ja, fang mich. Sie hob die Hände, bildete mit den Fingern einen Rahmen für ihr Bild, und dann schoss sie ihre Seele in die weite, weite Welt hinaus.
Oh, wie kühl! Oder eher, wie nicht-heiß. Im freien Fall des Shintenshin besaß man schließlich keine wirklichen Sinne. Körperlosigkeit war schön. Ringo genoss den Flug. Meinte dann, dass eine ziemlich lange Zeit vergangen sein musste. Vielleicht war da ja doch ni-
Gwuark! - Oh Scheiße, was war das für ein Ton! Getroffen. Ringo hatte wirklich etwas getroffen. Etwas mit Federn und Flügeln und einer ekelhaften Singstimme. Sie klang wie eine Gans, eine heisere Gans. Ach, das ist jetzt auch egal!
Ringo richtete sich ein, eine relativ erfahrene Beifahrerin, und überließ ihrem Gastgeber das Fliegen, während sie sich seiner Augen bediente. Die Furcht des Tieres vor der seltsamen Präsenz in seinem Kopfe war nicht so groß, um den Instinkt zu übertönen, der es ermahnte, nun ja nicht mit dem Fliegen aufzuhören.
Nun, was haben wir hier? Dünen, wirklich große Dünen brauchen wir. Aus der Vogelperspektive gestaltete sich ganz einfach, was am Boden so schwer gewesen war. Dort hinten waren mächtige Dünen, von Isamu verdeckt durch all die kleineren, aber eben näheren Sandberglein. Es waren neun, und jenseits davon ... da waren Ruinen. Die zweite Wegmarke.
Essen, ging es ihr dabei durch den Vogelkopf. Ringo war verwundert von diesem Gedanken. Als sie ihm nachspürte, erhaschte sie Eindrücke eines Sturzflugs, vorgestreckter Krallen und eines schuppigen Leibs, der sich heftig windete. Der Vogel dachte an Jagd. An Schlangenjagd.
Nun, sie hatte genug gesehen.

Kurz darauf landete ein Schlangenadler in Isamus Nähe, stakste ein wenig auf dem heißer werdenden Sand herum und krächzte einen Gruß. Mit dem Flügel deutete er in die Richtung, in der die Neun Riesen lagen.
Isamu, es tut mir leid, doch du wirst meinen Körper tragen müssen, erklärte der Vogel dann, natürlich für Isamu ohne jedes menschliche Wort, sondern mit Geschnatter. Diesem Vogel ist viel weniger heiß! Es ist so gemütlich hier drin, wie damals mit dem Schlittenhund im Winter!
Gwuark Gwuark Gwuark!