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 Das letzte Glas [abgebrochen]

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Hokusai Tenzou
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BeitragThema: Das letzte Glas [abgebrochen]   Das letzte Glas [abgebrochen] Icon_minitimeMo Apr 22 2019, 17:40

Datum: 02.02.01
Ort: Kirschblüten-Bar, Chikyu, Ostviertel
Anwesende: Murasaki Yōsha & Hokusai Tenzou

Die Lichter des Ostviertels und die laute Musik war bereits in weiter Ferne zu hören. Tenzou hatte seine Hände in dunklen Hosen versenkt und hob seinen Blick für einen Moment nach oben. In seinen Augen spiegelte sich das Funkeln, der tausend Lichter, einer Reklametafel wieder. Wobei in dem trüben, blinden Auge das ganze weniger glanzvoll wirkte. Es hingen verschiedene Gerüche in der Luft von vielerlei kulinarischen Gerichten und Parfümnoten. Tenzou hüstelte leicht als er an einem bekannten Parfümladen vorbeikam und ihm der dicke, süßliche Geruch in die Nase stieg. Er warf einen kurzen Seitenblick zu dem Schild, so wie jedes Mal eigentlich und bahnte sich seinen Weg durch die dichter werdende Menschenmasse.
Er überquerte eine schmale Brücke, unter der ein leiser Bach plätscherte und auf dem jeder seiner Schritte leise das Holz zum Knarren brachte. Obwohl Tenzou nicht oft in den Ostviertel kam, weil es hier doch recht voll wurde, zog es ihn wie immer in die gleiche Spelunke.
Die Kirschblütenbar lag etwas abseits von der Hauptstraße, sodass nicht ganz so viele Menschen sich dort herumtummelten. Im allgemeinen kannte die Bar nicht jedermann und galt als ein Tipp untereinander. Gerade für einige Shinobi war es ein guter Treffpunkt mit ihren Kollegen, um eine Mission oder ein Training ausklingen zu lassen. Tenzou kam heute alleine hier her. In letzter Zeit schlug er sich weniger mit Missionen herum. Das Amt als Anbu Captain nahm ihm ziemlich stark in Beschlag und gab ihm kaum freie Minuten. Er musste sich mit viel Bürokratie herumschlagen und ebenso mit den Eigenheiten des amtierenden Kage. Ziemlich schnell war Tenzou aufgefallen, dass sie zwar in die gleiche Richtung steuerten, aber doch oft verschiedene Meinungen besaßen. Allerdings war das kein Problem. Tenzou konnte sehr überzeugend und starrsinnig sein.
Heute Abend würde es nicht um seine Arbeit gehen, sondern nur um einen gelassenen Abend. Er trat in die Bar ein und zog automatisch den Kopf ein, um sich nicht am Türrahmen zu stoßen. Seine Körpergröße war nicht immer vom Vorteil, auch wenn er nun über alle hinweg blicken konnte. Sehr zügig schaute er, ob heute Abend jemand hier war, den er kannte. Früher kam es öfter vor, dass er in einer Bar sich umblickte und nach Anda Ausschau hielt. Sie war eine der Person, die unter Alkoholkonsum zu aggressiven Verhalten neigte. Es oft besser sie schnell aus so einer Spelunke „zu retten“ oder besser gesagt andere vor ihr zu retten.
Der Raum roch ein wenig nach Alkohol. Auf den Tischen standen überall Äste einer Kirschblüte. Früher waren sie echt gewesen, heute zierten nur künstliche Kirschblüten die Umgebung. Tenzou ging gemächlich in den Raum hinein und fuhr sich noch einmal kurz durch die Haare hindurch. Er würde wohl entweder an der Bar oder einem Tisch platz finden, wo er eben etwas fand.
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BeitragThema: Re: Das letzte Glas [abgebrochen]   Das letzte Glas [abgebrochen] Icon_minitimeDi Apr 23 2019, 23:04

Einen Abend in Chikyū gemütlich ausklingen zu lassen, war leichter gesagt als getan. Obwohl es immernoch erschreckend viele Leute im traditionellen Sinne als „Dorf“ bezeichneten, glich Chikyū doch viel mehr einer Stadt, einer Großstadt. Und gerade im Ostviertel wurde sie dieser Bezeichnung, in der Hinsicht, dass man das Gefühl bekommen konnte, sie würde niemals zur Ruhe kommen, mehr als gerecht. In einer Tour versuchte hier jedes Geschäft so laut und eindrucksvoll wie möglich auf sich aufmerksam zu machen. Das Resultat war ein farbenfroher Wald aus Reklameschildern. Zu den dick in der Luft liegenden Gerüchen verschiedenster bedeutungsschwerer Parfüme, gesellten sich auch die Düfte etlicher kleiner Imbissläden und -stände.
Es war also kein Wunder, dass die Kirschblütenbar eher einem Geheimtipp unter den Sehenswürdigkeiten des Viertels gleichkam, als einer Hauptattraktion. Und gerade deswegen war sie eine jener Örtlichkeiten die Yōsha hin und wieder anziehen konnten. Neben dem Alkoholausschank und der ruhigen Atmosphäre konnte die Spelunke aber noch einen anderen anziehenden Faktor ihr Eigen nennen: Es gab kein Rauchverbot. Keine Selbstverständlichkeit mehr in diesen Zeiten, in denen ein beunruhigend großer Teil der Bevölkerung plötzlich einen gesünderen Lebensstil für sich entdeckte und als erstes Glimmstengel aus der Umgebung verbannen wollte.
Solchem Verhalten, wiewohl nachvollziehbar, konnte Yōsha nur naserümpfende Verachtung entgegenbringen. Auch sie hatte es an diesem Abend in die Spelunke verschlagen. In aller Seelenruhe saß sie an der Bar, zog an einer Zigarette und stieß dichten Rauch aus, wie ein Drache aus einem uralten Märchen. Wie üblich trug sie nur schwarz. Einen schwarzen Kimono diesmal, was wohl ein Anzeichen dafür war, dass sie nicht direkt von irgendeiner Mission kam. Im Gegensatz zu einigen anderen Besuchern. Hier da konnte man sie an den Tischen sitzen und leise reden sehen. Unter Shinobi war die Bar wohl beliebt, was Yōsha nachvollziehen konnte. Aber sie war nicht der Typ, der zu anderen Leuten an den Tisch setzte und an Gesprächen teilnahm. Selbst bei Arbeitskollegen nicht.
Nach einem letzten Zug an ihrem Sargnagel, drückte sie ihn schließlich in einem vor ihr stehenden Aschenbecher aus und widmete sich wieder einem Buch, dass sie mitgenommen hatte, wiewohl ihre Gedanken desöfteren ins Leere abschweiften. Und wenn nicht in die Leere, dann zu ihrer Arbeit im Krankenhaus. Es mochte merkwürdig klingen, dass jemand, der einen so ungesunden Lebensstil pflegt wie Yōsha, sich gleichzeitig auch um die Gesundheit seiner Mitmenschen zu kümmern hat, aber Yōsha war ja auch keine Iryōnin im eigentlichen Sinne. Sie arbeitete einzig mit Giften und Gegengiften. Selbst mehr oder weniger pures Gift im Alltag zu konsumieren, stellte für sie keinen Widerspruch zu ihrer Arbeit dar. Und selbst wenn, es wäre ihr gleichgültig. Es war einzig und allein ihr Problem. So wie es anderer Leute eigenes Problem war, wenn sie, im Wahn, ein neues, gesünderes und „besseres“ Leben führen zu wollen, plötzlich der Meinung waren, ihre Kinder nicht mehr impfen zu müssen.
Wie es der Zufall wollte, war das Buch, in dem Yōsha hier nebenbei schmökerte eine Gedichtsammlung mit eher gesellschaftskritischem und pessimistischem Einschlag. Der Autor mokierte sich, wie Yōsha empfand, noch verhältnismäßig subtil über die wachsende Dummheit der Menschen in einer Zeit, in der die Menschheit stetig neue wissenschaftliche Höhen zu erklimmen in der Lage ist. „Berge und Täler“ hatte er den Band genannt, sehr zu Yōshas Gefallen. Der Subtext machte relativ offensichtlich, wer hier Berg und wer Tal war. Wer oben und wer unten stand.
Mit einem seltenen Lächeln auf den Zügen nippte Yōsha an ihrem Getränk, dass, wie für sie üblich, ein paar Umdrehungen mehr hatte, als man es ihr zutrauen würde. Nicht dass sie eine standfeste Trinkerin wäre. Aber der regelmäßige Konsum hatte sie genug gestählt um hier mithalten zu können. Eine angenehme Röte war ihr bereits ins Gesicht gestiegen, was signalisierte, dass sie hier wohl schon ein wenig länger saß und dem guten Tropfen frönte. Gemütsmäßig war dies durchaus von Vorteil, denn im angetrunkenen Zustand war Yōsha eine sehr viel besser zu ertragende Person als im nüchternen.
Schwere Schritte und eine leichte Brise von draußen, kündigten einen weiteren Gast an. Yōsha, die schon ein paar Jahre als Kunoichi tätig war, konnte allein von der Schwere der Schritte und ihrem Klang schließen, dass es wohl ein einzelner Mann sein musste, der gerade eingetreten war. Allerdings glaubte sie zunächst, ein eher durchschnittlich gewachsenes Männchen mit überdurchschnittlichem Volumen erwarten zu müssen. Als sie sich umdrehte, erblickten ihre fliederfarbenen Augen jedoch etwas anderes. Einen überraschend großen Mann, wohl ein Shinobi, dem Körperbau nach zu schließen. Ihr Blick wanderte kurz über seinen Körper und blieb schließlich an seinem trüben Auge heften. Die Färbung konnte auf ein Byakugan hinweisen, was das erste Mal wäre, dass Yōsha jenes direkt zu Gesicht bekäme. Aber genaueres Hinsehen verriet ihr, dass der Fremde auf dem Auge wohl eher blind war. Nicht schön für ihn, aber schon fast interessant für Yōsha. Langsam drehte sie sich wieder um und nippte an ihrem Getränk. Wie der Fremde sich wohl seine einseitige Blendung eingebrockt hatte? Wenn es um das Leid anderer ging, war sie schnell Feuer und Flamme. Jedoch keineswegs im mitleidigen Sinne. Schmerz war ihre Passion, Narben und andere Verletzungen eine Geschichte für sich, die Yōsha in der Regel interessanter fand als die Person, die damit verknüpft war. Vielleicht hatte sie ja Glück und der Fremde gab, beispielsweise am Tisch, im Gespräch mit Bekannten, etwas von sich Preis. Yōsha hatte kein Problem damit, Mäuschen zu spielen und Dingen zu lauschen, die nicht für ihre Ohren bestimmt waren. Gehörte zum Job. Sie rechnete jedoch eher weniger damit, dass der Fremde sich zu ihr an die Bar setzen würde. Dagegen hätte sie jedoch nichts.
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BeitragThema: Re: Das letzte Glas [abgebrochen]   Das letzte Glas [abgebrochen] Icon_minitimeMi Apr 24 2019, 11:40

Die Tür fiel ins Schloss, wodurch der Lärm der Straßen augenblicklich verstummte. Tenzou richtete sich ein wenig wieder auf, wobei er tatsächlich gefährlich nahe einem Deckenleuchter kam. In der Luft schwebte der Geruch eines dezenten Rosenwasser, gepaart mit dem Gestank von Zigarettenqualm. Dadurch konnte man nicht genau sagen, ob es sich bei dem Rosenduft um ein übertrieben aufgetragenes Parfüm handelte oder ob es der allgemeine Versuch der Barbesitzer war, einen authentischen Geruch von Kirschblüten zu verteilen. Tenzou störte der Zigarettenqualm fast weniger als der penetrante Parfümduft. Als er sich den Tischen nährte, nahm der Geruch an Intensität zu. Er konnte aber noch immer nicht sagen, ob es von einer Person oder von dem Raum kam. Stattdessen ging sein Weg an die Bar, wo der Geruch von Zigaretten dem Rosenwasser getrotzt hatte.
Es war nicht besonders schwer einen Platz an der Bar zu finden. Da sich hier meistens keine Gruppen hinsetzen, war sie zum Verhältnis her ein wenig leerer. Ihm stand die Auswahl zur Verfügung sich neben einen bullige Kerl zu setzen, dessen Stuhl untern seinem Gewicht schon ächzte oder der Stuhl neben einer Frau. Bisweilen sah er nur ihren Hinterkopf und konnte ein Buch in ihren Händen erkennen. Tenzou schob den Stuhl ein wenig von ihr Weg aus voller Rücksichtnahme, dass sie mit einem Buch sicher ihre Ruhe haben wollte. Dann legte er seine Arme auf dem Tresen ab. Seine Hände fuhren kurz über das Holz der Theke. Er spürte unter den Fingerkuppen viele kleine Feinheiten und Risse des Materials, obwohl seine Hände meist dem eines Kämpfers würdig waren. Sie waren groß und rau von all den Trainingseinheiten, Doton-Jutsus und Kämpfen die er bestritt. Dann hob er kurz die Hand leicht an, um einen Drink anzufordern. Obwohl er seine Stimme senkte, war das tiefe Brummen bis in die letzte Ecke zu hören. Seine Worte klangen direkt und waren nicht von Zurückhaltung geprägt.
„Eine Sake, bitte.“
Tenzous Stimme würde man vermutlich auch zwischen 100 anderen Stimmen erkennen. Er war nie darauf bedacht aus Schüchternheit oder Scham sie zu senken. Er blieb standhaft, fast etwas zu dominant.
Für einen Moment beobachtete er den Kellner, wie dieser alles für seine Sake zusammensuchte. Dann warf er einen Seitenblick auf die Frau, rechts von ihm. Er hätte sich vermutlich niemals links von ihr hingesetzt. Hauptsächlich um seinen Kopf nicht unnötig weit drehen zu müssen. Sein grünes Auge fuhr über den Einband des Buches hinweg. Er kannte das Werk, was wohl auch seinen Humor traf, auch wenn er sich nie herausgenommen hätte, solche Anspielungen zu veröffentlichen. Für einen Moment dachte er an das Manuskript bei sich zu Hause. Es war der vierte Band einer Reihe, die er unter einem Pseudonym veröffentlicht hatte. Was einst eher als Satire gelten sollte, war schlussendlich eine beliebte Novelle geworden bei dem sich bis heute jeder fragte, wer der Autor wirklich war. Erst ein Lachen aus dem Hintergrund der Bar, riss ihn aus den Gedanken. Er sah über seine Schulter hinweg und dann auf das Sakeschälchen, dass man ihm hinstellte.
„Ein nicht unbedingt passender Ort, um ein Buch konzentriert zu lesen“, sagte er, auch wenn er seine Nachbarin offen ließ zu antworten. „Es kann natürlich sein, dass Sie es auch nur lesen, um nicht angesprochen zu werden. Was in so einer Bar fast ein wenig traurig wäre.“ Tenzou würde es vermutlich nicht einmal stören, wenn die Frau nun das weite suchte oder gar nicht auf seine Worte einging. Er versuchte normal zuwirken. Das wahrte vor allem seine Identität als Anbu Captain. Ein stiller Mann an der Bar hatte meistens irgendein Problem, während der redselige eher als „normal" wahrgenommen wurde. Zumal Tenzou bei solchen Gesprächen viel mehr von der Stadt mitbekam als über seine Kollegen oder Aufklärer.
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BeitragThema: Re: Das letzte Glas [abgebrochen]   Das letzte Glas [abgebrochen] Icon_minitimeFr Apr 26 2019, 00:21

Die schweren Schritte des Mannes kamen näher. Ohne den Kopf groß drehen zu müssen, konnte Yōsha aus dem Augenwinkel beobachten, wie sich der großgewachsene Mann den Stuhl zu ihrer griff und ein Stück von ihr wegschob, ehe er sich niederließ. Entweder er kannte sie bereits und ihr fiel auf die Schnelle einfach nicht ein, woher, oder er wollte nur einen respektablen Sicherheitsabstand einhalten. Entweder das, oder er war sehr viel schüchterner im Umgang mit Frauen, als man es ihm auf den ersten Blick anrechnen würde. In seiner sonoren, basslastigen Stimme schwang jedenfalls nichts mit, das auf Schüchternheit oder Zurückhaltung hindeuten würde. Yōshas Blick wanderte wieder zu ihrem Buch, wenngleich sie gedanklich gerade damit beschäftigt war, die profunde Ähnlichkeit des Mannes zu ihrem Vater zu analysieren. Über solche Vergleiche beschäftigte sie sich am liebsten mit den Leuten. Erst in eine bereits bekannte Kategorie einordnen, dann die einzigartigen Details herausfinden. Und allzu sehr hinkte der Vergleich mit Masahiro garnicht mal. Beide waren groß, mit einer tiefen Stimme gesegnet und versprühten jene Art von müheloser Autorität, die nur mit einer gewissen Reife einher gehen konnte. Nur charakterlich konnte sie sich natürlich noch kein Bild machen. Aber irgendwie wagte Yōsha bezweifeln, dass er sich ähnlich unverhältnismäßig für Alter und Stand verhalten würde. Ihr konnte nämlich keine Bar betreten, ohne direkt in die Runde zu grüßen, ungeachtet der Frage, ob er überhaupt eine Seele im Raum persönlich kannte.
Ganz so offen schien der Fremde nicht zu sein, suchte aber schließlich dennoch das Gespräch, nachdem er sich einen Sake geordert hatte. Eine eher traditionelle Wahl, vielleicht einzig von alltäglicher Gewohnheit bestimmt. Was nichts schlechtes war, Yōsha selbst hatte etliche Gewohnheiten, die sie garnicht mehr in Frage stellte. Sich an den ungewöhnlichsten Orten einem Buch zu widmen, gehörte zum Beispiel dazu. Erst ab einer gewissen Promillezahl gesellschaftsfähig zu sein, war hingegen weniger Gewohnheit, sondern schlicht ihr Leben. In jeder anderen Situation, hätte Yōsha vermutlich genau so reagiert, wie der Fremde vermutete. Sie würde so viel Anteilnahme zeigen, wie ein Granitblock oder sich ein ruhigeres Plätzchen suchen. Den ruhig war in ihren Augen, oder in dem Fall Ohren, meist der Ort, wo sie niemand unfreiwillig in Gespräche verwickelte, die keinem anderen Zweck als der Pflege unwichtiger sozialer Kontakte diente. Im angetrunkenen Zustand hingegen, war sie da schon offener. Wobei „offen“ bei Yōsha nicht gerade das heißt, was man sich darunter vorstellt.
"Einzig wegen des Alkohols zu kommen, ohne die Hoffnung, noch auf Kollegen zu treffen, erscheint mir im Vergleich trauriger.", war Yōsha ruhige Antwort, bei der sie es nichtmal als nötig empfand, von ihrem Buch aufzublicken. Ihrer Analyse nach, hatte der Mann sich an die Bar gesetzt, weil er niemanden sonst erwartete, sonst hätte er wohl eher einen Tisch angestrebt, sofern noch einer frei war. Das er es als ungewöhnlich erachtete, hier ein Buch zu lesen, legte Yōsha den Schluss nahe, dass er eine Bar als Treffpunkt und Alkoholquell betrachtete. Nicht mehr und nicht weniger. Und da sie Ersteres in seinem Fall bereits ausgeschlossen hatte, blieb für sie nur der Schluss übrig, dass er heute nur zum Trinken hergekommen war. Andere Möglichkeiten gab es zwar auch, waren Yōsha aber noch zu spekulativ, um sie in Erwägung zu ziehen.
"Verschlägt es Euch oft hierher?", fragte sie ihn. Ihr war zuvor aufgefallen, wie er mit der Hand über die Theke gefahren war. Eine ungewöhnliche Bewegung, fand sie. Vielleicht war dies seine Stammbar und er verband einige Erinnerungen mit diesem Ort. Für einen Moment schweifte ihr Blick zu seinen Händen. An den Händen konnte man recht gut erkennen, womit man es zu tun hatte. Physische Arbeit hinterließ stets ihre Zeichen. Harte umso mehr. Selbst elementare Jutsu konnten ihre Folgen haben. Die Hände einer Genjutsuka wie ihr, wiewohl durch etliche Überstunden im Krankenhaus stets gut beansprucht, wiesen weit weniger physische Male und Zeichen sich in die Haut gegrabener Strapazen auf als die seinen. In Verbindung mit der eher autoritäten Aura und dem Ausdruck gesetzter Reife, formte sich ein relativ solides Bild in Yōshas Kopf, womit sie es hier zu tun hatte. Und da sie, alkoholgestützt, ihre mentale Sperre gegen unnötige Interaktionen für erste abgebaut hatte, sprach auch nichts dagegen, ihren Gesprächspartner mit ihrer Einschätzung zu konfrontieren.
"Jōnin, spezialisiert auf Taijutsu und bis zu einem gewissen Grad in Doton unterrichtet.", war ihre eher lakonische Meinung zu seiner Person. Nun stellte sie auch erstmals Blickkontakt her und sah ihn stumm an, in Erwartung einer Reaktion. Ihr kam nicht wirklich in den Sinn, er könnte ihrem Gedankengang nicht ganz folgen. Die unmittelbare Wirkung dieser Analyse auf sein Verhalten, war interessant, egal wie viel er direkt verstand. "Wie ist das passiert?", fragte sie schließlich und ihr Blick blieb zweifellos auf seinem blinden Auge haften. Derlei Dinge erweckten schnell ihr Interesse. Ein eindeutiges Indiz auf vergangenes Leid. Oder noch allgegenwärtiges? Nein, wenn es ihn noch immer schmerzen würde, trüge er wohl etwas über dem Auge. Entweder, um seine Schande vor den Leuten zu verbergen oder einfach vor sich selbst. Er verhielt sich mehr wie jemand, der damit gelernt hatte, zu leben. Ob gewollt oder nicht. Und er hatte sich instinktiv so neben sie gesetzt, dass er sie mit seinem gesunden Auge im Blick behalten konnte. Das ließ darauf schließen, dass, was auch immer ihn auf einem Auge hatte erblinden lassen, nicht erst gestern geschehen war. Dass ihm die Erinnerung jedoch immernoch unangenehm sein könnte, gerade vor einer Fremden, kam ihr auch nicht in den Sinn. Und selbst wenn, Yōsha war niemand, der viel um anderer Leute Empfinden gab. Wenn überhaupt, würde sie die Vorstellung erheitern, ihm zumindest im Moment eine Unannehmlichkeit beschert zu haben. So lächerlich unbedeutend sie auch ausfallen mag.
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BeitragThema: Re: Das letzte Glas [abgebrochen]   Das letzte Glas [abgebrochen] Icon_minitimeFr Apr 26 2019, 18:33

Der Mann rechnete bereits damit, dass die Frau sich lieber mit ihrem Buch beschäftigten wollte als auf die Worte eines wildfremden Mannes einzugehen. Er griff mit einer Hand nach dem Sakeschälchen und hob es an die Lippen, um einen kleinen Schluck zu nehmen. Jemand der ein Sake nicht genoss, gehörte in seinen Augen zu genau jenen, die zu Alkoholismus neigte. Während kleine Schlucke des Flüssigkeit in seiner Kehle leicht brannten, vernahm er eine Stimme neben sich. Er drehte sich langsam in ihre Richtung, stellte das Sakeschälchen auf den Tresen ab und lehnte einen Ellbogen auf dem Holz ab. Die andere Hand stützte er auf seinen Oberschenkel ab, sodass er durchaus eine offene und gerade Haltung ihr gegenüber besaß Sie sprach von der Traurigkeit wegen es Alkohols her zu kommen ohne auf Kollegen zu hoffen. Vermutlich meinte sie ihn, aber Tenzou fühlte sich nicht angesprochen.
„Man könnte demjenigen bemitleiden, der aus solchen Gründen hier her kommt", erwiderte er und betrachtete sie für einen Moment von der Seite. Sie schien ziemlich fixiert auf ihr Buch zu sein, auch wenn er nicht erkennen konnte, ob sie wirklich las. „Ich hoffe es gibt noch andere gute Gründe sich in eine Bar zu setzen.“ Er legte seine Hand um das Sakeschälchen und trank einen Schluck davon. Dann erhob die Frau wieder ihre Stimme und sie erkundigte sich, ob er öfter hier her kam. Tenzou drehte sich mit dem Rücken an die Theke und sah sich kurz um. So als müsste er erst überlegen, ob er hier öfter war.
„Wenn es die Zeit erlaubt, verschlägt es mich schon einmal hier her. Auch wenn ich die Bar nicht als meine Lieblingsbar bezeichnen würde.“ In dem Augenblick knurrte leise sein Magen. Sein Blick wanderte zu dem Barangestellten und er hob leicht die Hand, um sich etwas zu Essen zu bestellen. Es gab hier für gewöhnlich nicht besonders viel zu Essen, dafür aber kleine Snacks für zwischendurch.
„Habt ihr noch die Dangos? Davon bitte 2 Teller.“ Tenzou wandte seinen Kopf nun wieder seiner Gesprächspartnerin zu, die ihn inzwischen ansah. Seine Augen blickten direkt in ihre hinein. Grün traf auf fliederfarbene Iriden. Eine ungewöhnliche Farbe, die ihn für einen Moment forschender dreinblicken ließ. Dann hörte er ihre Einschätzung über ihn und zog kurz die Augenbrauen fragend hoch. Man konnte meinen, dass es ihn überraschte, dass sie wohl erkannte, welche Spezialitäten er beherrschte. Vielleicht war es aber auch ziemlich offensichtlich. Tenzou zeigte ein schiefes Lächeln, dass ein paar seiner blitzweißen Zähne zeigte.
„Man könnte sagen… einer der besten Doton Nutzer den es in der Stadt gibt“, bestätigte er ihre Aussage und deutete mit dem Daumen auf seine Brust, um die Gestik noch etwas zu bestärken. Man sah Tenzou das Doton Element fast schon an. Jede Bewegung die er machte, sei sie noch so normal, war ein wahrliches Spiel von stahlharten Muskeln, die sich gut unter seiner Haut abzeichneten.
Der Kellner stellte derweilen zwei Teller Dangos auf dem Tresen ab und Tenzou lehnte sich wieder seitlich an die Theke heran. Diesmal nahm er eine etwas offenere Haltung an und blieb ihr zugewandt. Er wollte gerade nach einem Holzstäbchen mit Dangos greifen als die Frau eine weitere Frage stellte. Seine Augen richteten sich auf sie. Erst dann verstand er, dass sie offensichtlich auf sein blindes Auge ansprach. Tenzou nahm ein Holzstab und zog einen Dango ab, um ihn in aller Ruhe zu essen. Es störte ihn keineswegs das sie auf die ziemlich offensichtliche Verletzung ansprach. Würde es für ihn ein so großes Problem darstellen, hätte er es längst verdeckt.
„Ist das eine Strategie?“, fragte er und beugte sich leicht vor. Er reichte ihr ein Stäbchen mit Dangos, falls sie diesen überhaupt wollte. „Die Worte klingen nicht danach, jemanden kennenlernen zu wollen. Ich meine… fängt man normalerweise nicht anders an?“ Tenzou blieb nach vorne gebeugt. „Ich bin Hokusai Tenzou“, stellte er sich vor und schaffte es gerade so nochmal ein schiefes Lächeln auf die Lippen zu bringen. Es wirkte allerdings immer etwas böse, wenn sich seine Gesichtsmimik verzog. Was wohl mit der Narbe auf seiner Gesichtsseite zusammenhing. Sie zog sich über seine Wange bis über die Augenbraue. „Meine Augenverletzung wiederfuhr mir in einem Kampf gegen ein paar Rebellen“, antwortete er dann verspätet auf ihre Frage. Er beugte sich wieder zurück und richtete sich somit zu seiner vollen Größe wieder auf.
„Sie scheinen ein geschultes Auge zu haben, wenn es um Menschen geht", stellte er dann fest und bedachte sie kurz mit einem nachdenklichen Blick. Dabei tunkte er geistesgegenwärtig den einen Dango in die Sake und steckte ihn sich in den Mund. Er kaute darauf rum, nicht lange und schluckte ihn bereits runter.
Was verschlägt Sie hier her? Ich vermute nicht, die eher langweiligen Geschichten über Kampfverletzungen.“ Relativ zügig hatte er noch einen Dango gegessen. Tenzou war beim Essen wohl ein Meister seiner Kunst. Sieger einiger Wettesswettbewerbe. Was er nicht als Muskeln aufbaute, verbrannte er schlichtweg sofort bei seinem Training.
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BeitragThema: Re: Das letzte Glas [abgebrochen]   Das letzte Glas [abgebrochen] Icon_minitimeSo Apr 28 2019, 01:26

Wie man es wohl von jemanden zu erwarten hatte, der sich bewusst mit dem verbliebenen gesunden Auge zur Sitznachbarin hin platzierte, einen gesunden Sicherheitsabstand wahrte und nebensächliche Bemerkungen über anderer Leute Leselaunen abgab, kam Yōsha relativ schnell in den Genuß einer Antwort. Die Haltung des Mannes ließ auch erahnen, dass er durchaus bereit wäre, es zum waschechten Gespräch ausufern zu lassen. Allerdings überraschte er sie ein wenig, durch seine Ausdrucksweise. Bei grimmigen Männern seines Schlags konnte man überraschend oft davon ausgehen, dass sie gewisse Eigenheiten des Satzbaus nicht direkt aufschnappten oder anderer Leute Intention direkt aggressiver auslegten als beabsichtigt. Aber ihm gelang es glücklicherweise, sich seinem Alter entsprechend zu verhalten und erwiderte auf ihre eher allgemeinen, ihn nicht direkt ansprechenden Worte, etwas ähnlich unverfängliches. Dass er dazu fähig war, hätte man sich natürlich schon denken können, hatte er das Ganze ja selbst so initiiert, aber Yōsha ging bisweilen davon aus, dass soetwas auch purer Zufall sein konnte und niemand, außer ihr, auf solche Feinheiten acht gab.
"Sich nach getaner Arbeit, bei einem guten Trunk, etwas zu widmen, auf das man sich schon länger freute, und dabei dem nachbarlichen Ehestreit zu entfliehen, wäre wohl ein guter Grund." Womit sowohl Yōshas Anwesenheit, als auch der Grund für das mitgeführte und zur Lektüre herangezogene Buch, erklärt wäre. Natürlich nur, sofern der Mann es auf sie bezogen auffassen wollte. Durch seine Reaktion auf ihre vorige Bemerkung blieb das Thema ja nach wie vor reichlich indirekt. Keine schlechte Art, eine Diskussion zu führen, wie Yōsha empfand. Als spräche man über diesen einen Freund, den alle zu haben scheinen. Der Freund, dem immer irgendwas passierte, was niemals mit einem selbst im Zusammenhang stand. Oder in ihrem Fall, diesem einen Nachbar. Aber das Fehlen eines Eherings, und Yōshas Fähigkeit, jede Beziehung irgendwie zu zerstören, war eigentlich schon Signal genug, dass es sich in diesem Fall gewiss nicht um sie, sondern einen realen Nachbarn handelte. Um einen, bei dem sich Yōsha langsam wünschte, er würde seine Gattin einfach ermorden. Oder sie ihn. So oder so, je eher sich das Problem löste, desto besser. Yōsha mochte ihre Ruhe und hasste die Streitgespräche, die immer wieder aus der Wohnung nebenan kamen.
Wortlos widmete sich Yōsha wieder ihrem Buch und ließ den Kommentar über sein Doton-Talent passieren. Darüber konnte man sicher streiten. Es gab viele Shinobi, die behaupteten, eine wahre Koryphäe zu sein. Aber eines stand fest: der Mann war weder Bestie noch Kage. Und da es in Chikyū aktuell gleich zwei Personen auf diesem Level gab, existierten somit gerademal sechs Personen, denen sie ein derartiges Statement direkt abgekauft hätte. Er gehörte nicht dazu, weshalb sie seine Behauptung erstmal als Randnotiz abstempelte. Zumindest hatte er nicht behauptet, der eine Beste zu sein. Und er hatte Chikyū als Stadt bezeichnet.
Während der Mann seinen Dangos zuwandt, las Yōsha in Ruhe weiter. Ein Gespräch zu führen, dessen Inhalt zu verarbeiten und gleichzeitig den in Buchstabenform gespressten Gedanken eines gesellschaftskritischen Autors zu folgen, war nicht gerade leicht, aber machbar, wenn mans gewohnt war. Multitasking nannte es der Volksmund, für Yōsha wars die Norm. Und wenngleich sie auf seine Vorstellung nicht antwortete, was durchaus als Unhöflichkeit angesehen werden konnte, hatte sie seinen Namen doch durchaus aufgenommen. Tatsächlich sagte er ihr etwas. Hier und da hatte sie den Namen mal aufgeschnappt, aber keine nennenswerten Verbindungen mit ihm. Er war wohl ein Shinobi wie alle anderen. Hatte seine Qualitäten und, obschon er nicht auf ihre Rang-Prognose eingegangen war, zweifelsohne einen Rang inne, der die Leute über ihn reden ließ. Vielleicht war die Behauptung über seine Doton-Fähigkeiten garnichtmal so weit hergeholt. Entweder das, oder Yōsha hatte einfach vergessen, ob sie den Namen nicht mal in einer Akte im Krankenhaus aufgeschnappt hatte. Wer weiß.
So unhöflich ihre Enthaltung zur Namensfrage war, so viel Höflichkeit demonstrierte er beim Teilen seines Essens. Verschwendete Liebesmüh bei ihr. Es war ihr keine Reaktion wert, was ihren etwas abwesend, gar abweisend wirkenden Charakter zu unterstreichen schien. Andererseits war sie wohl nach wie vor einem Gespräch nicht abgeneigt, nur eben auf die Art, die sie bevorzugte. Wiewohl sie es nicht direkt zeigte, empfand sie sein Angebot doch als reichlich unpassend, angesichts der Tatsache, dass sie sich nicht kannten. Sein Essen teilte man mit guten Kollegen und allem, was noch darüber stand. Aber doch nicht mit Fremden, egal ob man der selben Tätigkeit nachging oder nicht. Yōsha verband dieses Vorgehen eher mit dem Versuch, jemanden heimlich zu vergiften. Er mochte die Dangos nicht selbst gemacht haben, aber ein guter Shinobi konnte da jederzeit, von allen Parteien unbemerkt, etwas mit angestellt haben. Genauso, wie er etwas in ihr Getränk schütten könnte, weshalb sie, obschon den Blick aufs Buch gerichtet, immer auch ihr Glas in der Optik behielt. Man weiß ja nie.
Stumm nahm sie seine Erklärung auf, sein Auge wäre im Kampf gegen Rebellen zu Schaden gekommen. Rebellen. Verräter! Ein Wort, dass ausreichte um eine gewisse Reaktion zu provozieren, der sich Yōsha nicht ganz entziehen konnte. Sie versuchte es zwar, konnte aber nicht verhindern, dass sich ihre Finger für einen Moment etwas fester um ihr Buch klammerten. Wenn es um Rebellen ging, hatte Yōsha auch so ihr Leid zu klagen. Tenzō hatte mit seinem Auge bezahlt, Yōsha mit ihrem Rücken. Blieb nur die Frage, jene, die ihm sein Augenlicht genommen hatten, mit dem Leben davon davon gekommen waren, wie jene, die Yōsha zum Sterben zurückließen. Jene, die sie einst Freunde nannte. Ihr Griff festigte sich abermals um ihr Buch, lockerte sich aber wieder, als Yōsha sich wieder fasste. Das war nicht der richtige Ort für einen Anfall.
"Ein Auge, wie es jeder Shinobi besitzen sollte. Erleichtert das Erkennen und frühzeitige Ausmerzen von … Rebellen." Nein, sie mochte das Wort wirklich nicht, und stellte akustisch klar, was sie von ihnen hielt. Ihre Miene blieb unbewegt, wiewohl der Blick kurzzeitig von den Worten im Buch in die Ferne schweiften. Unfreiwillig, weshalb sie sich rasch zurück in die Realität zwang. Mit einem lautlosen Seufzer griff sie nach ihrem Glas und leerte den Rest, was nicht wenig war, in einem Zug. Frustration wollte abgebaut werden. Alkohol half dabei. Zum Teufel mit dem, der behauptete, Alkohol wäre keine Lösung!
Die Röte auf ihren Zügen wuchs ein wenig. Ja, sie hatte schon ein wenig intus und war darauf aus, mehr hinzukommen zu lassen. "Noch ein Karyū, bitte." Feuerdrache. Ja, so nannte man diese Spirituose, und zu Recht. Ein hochprozentiger Schnaps mit dem Nachdruck eines mythischen feuerspeienden Ungeheuers. In kleinen Gläsern dargereicht, konnte dieses Getränk einem entweder den Rachen zerschießen und das Gefühl vermitteln, einen tonnenschweren Lindwurm erlegen zu können. Yōsha hoffte ihrem ganz persönlichen Lindwurm so auf die Pelle rücken zu können. Ganz schön dreist, für eine Frau, die behauptete, einzig des Alkohols wegen herzukommen, eine Anspielung auf eine gewisse Abhängigkeit, sei trauriger, als hier allein herumzusitzen, zu lesen und darauf zu hoffen, nicht angesprochen zu werden. Vielleicht hatte sie ja tatsächlich gehofft, eben das erreichen zu können. Vielleicht hatte sie genau das hierher verschlagen. Tenzō würde aber lange darauf warten können, dass sie ihm das gestand. Sie hatte ihm ohnehin bereits einen Grund geliefert, warum sie sein könnte. Mehr zu dem Thema zu sagen, war nicht von Nöten. Nicht in ihren Augen.
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BeitragThema: Re: Das letzte Glas [abgebrochen]   Das letzte Glas [abgebrochen] Icon_minitimeMo Apr 29 2019, 18:22

Stets auf die Ruhe bedacht, saß Tenzou auf dem kleinen Barhocker und ließ seinen Blick kurz durch die Umgebung wandern. Da seine Gesprächspartnerin mehr mit dem Buch beschäftigt war als ihn anzusehen, hielt er es nicht für nötig seine Augen auf sie zu richten. Hin und wieder sah er zu ihr, aber auch nur um ihre Emotionen zu sehen, während sie die einen oder anderen Worte an ihn richtete. Dadurch konnte er ein wenig besser einschätzen, wie sie etwas zu meinen schien. Er fragte sich in diesem Augenblick, ob sie die Person war, die einem nachbarlichen Ehestreit entfliehen wollte oder ob es nur eine von vielen Möglichkeiten war, warum man sich in diese Bar bewegte. Tenzou hätte mindestens noch weitere dutzende aufzählen können.
„Wohlgemerkt wäre das ein guter Grund. Wobei eine Bar von der Lautstärke her vielleicht dem Ehestreit schon Konkurrenz machen könnte“, erwiderte er und schwieg für einen Moment, damit man die Geräusche der Umgebung wahrnehmen konnte. An einem Tisch lachte man laut mit einander. In der Ecke des Raumes saß ein Liebespaar, die sich Worte zu flüsterten, während der Mann seine Hand an ihrem Oberschenkel lang fahren ließ. Das Kichern drang bis zu Tenzou. Er zog nur die Augenbraue kurz hoch und wandte den Blick ab. Nicht, dass er zu der Sorte Mann gehörte, die so etwas nicht taten. Er war sogar ziemlich direkt bei so etwas und scheute sich selten vor solchen Annäherungen. Man musste nur nicht unbedingt direkt dort hinsehen. Es störte vermutlich die Intime Nähe der zwei Menschen.
Tenzous Augen wanderten weiter durch den Raum und schlussendlich drehte er sich wieder seinem Getränk zu. Er aß einen Dango und lauschte den Worten seiner Gesprächspartnerin. Zunächst einmal stellte er sich ihr vor, prahlte ein wenig mit seinen Doton-Künsten und bot ihr etwas zu Essen an. Natürlich war er ein Fremder, aber ihn störte der Gedanke des freundlichen Mannes nicht. Wie konnte man am besten eine Tarnung halten? Man musste den Anschein erwecken zu freundlich für diese Welt zu sein. Zu nett, zu feinfühlig und nicht genug Kaltherzigkeit aufbringen zu können, um unschöne Entscheidungen treffen zu können. Tenzou spielte das Doppelleben eines Shuras in Perfektion. Zu Hause fand man keinen Hinweis auf seine Zugehörigkeit und man würde es vermutlich auch niemals aus ihm herausbekommen.
Der Mann nahm noch einen Schluck von dem Sake. Er wusste bisweilen noch immer nicht, wie seine Gesprächspartnerin hieß, ging aber nicht auf so eine Unfreundlichkeit ein. Sie hatte ihre Gründe sich nicht vorzustellen. Ein kurzen Moment begutachtete er sie mit seinem Blick. Ein kurzer Abgleich im Gedächtnis, um herauszufinden, ob sie zu einen Bingo Book-Eintrag gehörte und dann vertrieb er bereits diesen paranoiden Gedanken aus seinem Kopf. Frauen musste in so einer großen Stadt noch um einiges mehr auf sich acht geben. Man konnte es also nicht verübeln, dass sie sich einem Fremden nicht gleich mit Namen vorstellen wollte.
Das leise Geräusch von Papier. Ein kurzer Moment der Anspannung schien die Frau zu überkommen. Tenzou bekam es am Rande nur mit und fragte sich, ob seine Aussage über sein Auge eben, irgendetwas in ihr auslöste. Vielleicht eine alte Erinnerung? Oder gehörte sie zu den Rebellen? Wäre zumindest ein Grund gewesen, warum sie ihm den Namen nicht nennen wollte. Aufmerksam nahm er jede ihrer Worte auf und versuchte den Unterton zuordnen zu können. War es Bedauern? Wut? Vielleicht auch einfach nur Verstimmung über dieses Thema?
Nach ihrem Satz fuhr sich der Mann nachdenklich über die Stirnseite hinweg und drehte sich gänzlich an die Bar. Er griff nach dem Sakeschälchen und nippte davon. Im Gegensatz zu der Frau, die ihren Drink einfach in sich hineinkippte als wäre es ein Schluck Wasser. Das war doch eindeutig Frustration, dass sie damit ausdrücken wollte!
„Es bedarf keiner Augen um einen Rebellen ausfindig zu machen“, erklärte er und griff nach einen weiteren Dangostab. Er drehte sie langsam zwischen den Fingern hindurch. „Sie sind normale Menschen, stehen morgens auf, gehen zur Arbeit, haben Familie oder könnten das streitende Nachbars Paar sein“, führte er seine Aussage weiter aus und streifte einen Dango mit den Fingern ab. „Sie sind teilweise unscheinbar. Bis es aus ihnen herausplatzt.“ Tenzou steckte sich den Dango in den Mund und kaute auf ihn herum. Er sah inzwischen nicht mehr zu der Dame rüber. Sie war viel mehr mit ihrem Buch beschäftigt als ihn anzusehen. „Hört man den Menschen zu“, die Worte hingen für einen Moment im Raum. Der Wortlaut klang merkwürdig, so wie er ihn aussprach. „Dann weiß man, ob sie Rebellen sind.“ Darauf folgte Stille. Tenzou trank von seinem Sakeschälchen und für einen Moment klang es so als wäre er genau aus diesem Grund hier. Der große Mann mit der Narbe im Gesicht hörte anderen Menschen zu, um erfahren zu können, ob sie Rebellen waren. Zugegeben… Tenzou hörte Menschen zu, aber es war mehr der Informationsgewinnung wegen. Menschen neigten dazu zu lästern, sich auskotzen zu wollen oder gar ihren Ärger Luft zu machen. Das war die wohl größte Schwäche von ihnen.
Die Stille wurde durch die Frau durchbrochen, die plötzlich einen Drink bestellte. Er trank selbst einen Schluck von seinem Sake und aß den letzten Dango auf. Bei einem weiteren Seitenblick, erkannte er bereits, wie rote Stellen auf ihren Wangen auftauchten. War sie wohl angesäuselt? Er dachte an Anda, die eine Bar auseinandernahm, wenn sie betrunken war.
„Die Nachbarn erscheinen mir sehr anstrengend“, stellte er dann fest, um auf die Anspielung des Ehestreits nochmals herumzureiten. Man konnte vielleicht etwas Sarkasmus heraushören. Auch wenn es den meisten schwer fiel den Wortlaut einer Emotion zuordnen zu können. Dafür war der tiefe klang seiner Stimme zu oft einfach immer gleich.
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BeitragThema: Re: Das letzte Glas [abgebrochen]   Das letzte Glas [abgebrochen] Icon_minitimeFr Mai 03 2019, 01:11

Gute Gründe für einen abendlichen Barbesuch gab es sicher reichlich. Sie alle aufzuzählen, würde sich bestimmt für ein Trinkspiel eignen. Nur war Yōsha nicht unbedingt auf Trinkspiele scharf. Mit Essen spielte man immerhin nicht. Getränke gehörten zum Essen dazu, folglich musste da auch bei Alkohol Acht gegeben werden. Obschon die Herausforderung, sich möglichst viele absurde Gründe im Suff einfallen zu lassen, einen gewissen Reiz versprühte. Nur war sich Yōsha auch im Klaren darüber, dass sie, einmal mit dem Aufzählen angefangen und mit genügend Bölkstoff angefüttert, so schnell nicht mehr damit aufhören würde. Und für einen Moment fragte sie sich, ob Tenzō die nötige Schlagfertigkeit besaß, ihrem Hirn, dass selbst unter Einfluss noch zu erstaunlichen Einfällen fähig war, Paroli bieten zu können.
"Durchaus, durchaus. Doch liegt der Reiz einer Bar ja auch darin, dass sich diverse auditive, olfaktorische, gustatorische und haptische Eindrücke zu einer Melange bekömmlicherer Viskosität verbinden, als die ewig gleichen Streitigkeiten eines Paares, das ledeglich ob ungewollter, also der Dummheit verschuldeten, Fortpflanzung zusammenkamen." Ja, Yōshas Meinung über ihre Nachbarn war nicht gerade die Beste. Und so man zuließ, dass sie sich in Rage redete, wäre sie auch noch zu wesentlich vulgäreren Beschreibungen im Stande. Nur war sie mit dem erklärten Ziel in diese Bar gekommen, eben jenem Problempaar zu entgehen. Also verdrängte sie das Thema wieder, indem sie sich ihren vorigen Einfall ergab.
"Welchen guten Grund könnten Sie mit denn noch nennen?", fragte sie mit leichter Neugier und ihr Blick glitt wieder zur Seite, ihn musternd. Es würde sich noch zeigen, ob er dem Klischee vom eher grobschlächtigen, wenig intelligenten Doton-Haudrauf entsprach, oder seine Wasser tiefer lagen als auf den ersten Eindruck ersichtlich. Wenn er ein Shinobi war, einer der sich nicht nur durch zerstörerische Macht auszeichnete, wie es beunruhigend oft der Fall war, würde er sie schon nicht enttäuschen. Wenn doch, konnte Yōsha diese Unterhaltung ja immernoch abbrechen. Vermutlich durch schlichtes Ignorieren, ihres Sitznachbarn. Darin war sie recht gut. Die kalte Schulter zeigen. Eine ihrer Spezialitäten. Schon allein dadurch, dass das sie die soziale Kompetenz eines massiven Granitblocks ihr Eigen nannte und sie folglich nur eine desaströse Eiszeit von A nach B verschieben konnte.
Während das Barmännchen folgsam ihrer Bestellung nachkam, lauschte Yōsha Tenzōs Meinung zu Rebellen und wie man sie ausfindig machte, während sie sich selbst inzwischen wieder ihrem Buch widmete. Keine schlechte Ausführung, nur störte sie seine wenig flexible Auffassung von „einem guten Auge“, hatte sie doch nicht ausschließlich das eigentliche Sinnesorgan gemeint. Ein gutes Auge für die gesuchten verräterischen Details beinhaltete natürlich auch, ein Ohr auf das zu haben, was sie so von sich geben. Ein „gutes Auge“ zu haben konnte vieles bedeuten. Unter anderem auch Faktoren, die man sich nur schwerlich antrainieren konnte. Instinkte, zum Beispiel. Oder pures Glück. "Sie scheinen ein geschultes Auge zu haben, wenn es um Menschen geht.", gab Yōsha stumpf zurück. Seine eigenen Worte, nur aus ihrem Mund. Vielleicht erkannte er ja, worauf sie hinauswollte. Sie hoffte es. Kollegen, die nicht auf ihrer Wellenlänge waren, pflegten sie nur zu frustrieren.
Ähnlich frustrierend, war seine Rückkehr zu einem Thema, dem sie eigentlich hatte entfliehen wollen. Vermutlich sollte sie offensichtlicher machen, wie lästig ihr die alleinige Erwähnung ihrer Nachbarn war, aber dafür war Yōsha nicht ausdrucksstark genug. Zumindest auf die optisch erfassbare Weise. "Ein Drecksbalg, dass jede Nacht herumschreit, als drohe der Shichibi höchstpersönlich, ihm die Haut abzuziehen, eine immerzu am Rande eines Schreikrampfs befindliche überfürsorgliche Gluckenmuttern und ein Mann, der wohl in einer Klärgrube arbeitet, aber leider nicht über deren nervliches Fassungsvermögen verfügt. Verraten Sie mir, ob das anstrengend klingt, wie ein Rezept für einen, hoffentlich sehr blutig verlaufenden, Ehebruch oder einen im eigenen Erbrochenen krepierenden Säugling." Eine bunte Umschreibung, die akustisch erahnen ließ, dass Yōsha garnichts von ihren Nachbarn hielt. Bezeichnend daran war jedoch, dass sie sich mimisch kaum etwas anmerken ließ. Sie war mehr oder weniger ausdruckslos auf ihr Buch fixiert und nahm mit einer Hand ihr nächstes Getränk entgegend. Sie wirkte mehr wie bei einem sehr flach verlaufenden Kaffeeklatsch, als bei einer Beichte, wie sehr ihr ihre Mitmenschen auf die Eierstöcke gingen.
Wenn man aber etwas mehr aus ihre Beschreibung herauslesen wollte, konnte man annehmen, dass Yōsha in einem Teil Chikyūs lebte, in dem wohl eher die Unterschicht hauste. Und von denen wohl noch nicht mal der angenehmere Teil. Damit würde man nicht mal falsch legen. Yōsha teilte sich ihr Wohnviertel tatsächlich mit einigen eher unterqualifizierten Mitgliedern der Gesellschaft. Kein Ort für eine Kunoichi, die mit ihrem Gehalt doch durchaus in besserer Lage wohnen könnte. Für Yōsha war die Wahl ihres Wohnortes von eher religiöser Bedeutung, was sich niemandem erschließen würde, der sich nicht näher mit ihrem Glauben beschäftigt hatte. Und das war schwierig, denn darüber gab es wenig zu lesen. Da sich Yōsha jedoch darüber bewusst war, dass eine derartige Wahl des Wohnortes Aufsehen erregen konnte, hatte sie soch bei Weitem nicht das schlimmste Viertel ausgesucht. So war ihre Wahl zwar interessant, aber nicht allzu auffällig. Vor allem, wenn man wusste, wie viel sie zur Befriedigung ihrer Süchte ausgab. „Selbst Schuld“ war wohl die eingängige Auffassung ihrer Lage und damit genau das, was Yōsha bevorzugte.
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BeitragThema: Re: Das letzte Glas [abgebrochen]   Das letzte Glas [abgebrochen] Icon_minitimeFr Mai 03 2019, 12:13

Im betrunkenen Zustand schien seine neue Bekanntschaft zu einer leicht vulgären Wortakrobatin zu werden. Wobei Tenzou natürlich nicht einschätzen konnte, wie sie nüchtern war. Vielleicht hätte er das Thema einfach nicht ansprechen sollen? Der Mann goss sich in aller Ruhe seinen Sake ein, nahm ihn in die Hand und trank einen Schluck. Im Gegensatz zu der Frau wirkte Tenzou noch relativ standhaft. Bei ihm wirkte zwar Alkohol sehr schnell, aber sein Körper baute ihn umso schneller ab. Wenn er also betrunken sein sollte, musste er noch um einiges mehr an diesem Abend trinken. Eigentlich war er aber nicht hier, um zu tief ins Glas zu schauen. Ein Seitenblick wurde seiner Sitznachbarin zugeworfen. In diesem Augenblick fragte er sich, ob sie wirklich nur wegen ihrer Nachbarn hier saß. Möglicherweise wurde sie aber auch einfach nur schnell betrunken. Tenzou lehnte seinen Ellbogen auf der Bar ab und stützte die andere Hand auf seinem Oberschenkel ab, während er sie für einen Moment betrachtete.
„Nun gut, ich weiß wohl nicht, wie es ist solche Nachbarn zu haben“, erwiderte er dann auf ihre vulgäre Beschreibung – auch wenn leicht verzögert. Er umschloss mit seiner Hand das Sakeschälchen.
„Der Leute wegen könnte man her kommen. Ein paar neue Bekanntschaften zu machen, ist gar nicht so schlecht“, erklärte er und hob sein Sakeschälchen zum Gruße an. Mit dem Schälchen nickte er leicht in ihre Richtung, was wohl so viel bedeutete wie: er hatte eine Bekanntschaft heute Abend gemacht.
„Wo wenn nicht hier, trifft man nette Menschen? Oder vielmehr… nette, kluge Frauen?“ Ob sie nett war oder nicht, konnte er tatsächlich noch nicht einschätzen. Er war sich ziemlich sicher, dass wenn es zu Unannehmlichkeiten kam, dass sie nicht nett sein würde. Außerdem gehörte er auch nicht unbedingt zu den Männern, die bei jedem Treffen, eine Frau abschleppte. Zwar war das weibliche Geschlecht seines Körpers wegen oft schon zu anhänglich, aber er mochte nicht gleich jede Frau, nur weil sie schön aussah. Extra hatte er dabei das Wort attraktiv nicht genannt. Das würde wohl nur eines dieser typischen Bild eines Mannes auf ihn werfen.
Während sie so dasaßen, fielen die Worte über die Rebellen. Tenzou hatte schon oft mit ihn zu tun gehabt. Er konnte vermutlich dutzende Missionen aufzählen. Während er in Gedanken kurz an einige Situationen dachte, gab die Frau zurück, dass er wohl ein geschultes Auge hatte für Menschen. Sein Blick fiel kurz zu ihr. Wenn er es nicht besser wüsste, klang es in seinen Ohren gerade schon sarkastisch.
„Nein, vermutlich habe ich das nicht“, erwiderte er und drehte sich mit dem Rücken wieder an die Theke. Die Frau schien schon wieder auf ihr Buch fixiert zu sein. Wie konnte man nur konzentriert Lesen und gleichzeitig sprechen? Vielleicht wollte sie auch einfach gar kein Gespräch führen und starrte deswegen einfach nur in das Buch hinein. Oder aber sie wollte ihn nicht ansehen? Er rieb sich über das Kinn hinweg und verfolgte mit seinem einen Auge die Umgebung. Dadurch das er mit dem Rücken nun an der Theke saß, lag die Frau in seinem blinden Fleck. Er sah nicht was sie trieb oder was sie tat. Was vielleicht auch besser war.
Als die Frau über die Nachbarn erneut herzog, schoben sich seine Augenbrauen kurz zusammen. Der bildliche Vergleich den sie hier machte, klang für ihn ein wenig verstörend. Statt mit ihr darüber diskutieren zu wollen, dass eine Familie wohl alles andere als einfach zu handhaben war, nahm er den diplomatischen Weg. Zumal sich Tenzou eine Meinung über andere Menschen meistens selbst bildete als über sie unwissend herzuziehen.
„Ich bin wohl der letzte, der ihnen das verraten kann“, meinte er nur und ein gewisser barscher Unterton war in seinen Worten zu hören. Aber auch nur, wenn man ganz genau hinhörte. „Ich kann kein Urteil über eine gut oder schlecht laufende Ehe abgeben oder über ein Kind, dass permanent schreit. Dafür kenne ich mich zu wenig damit aus. Vielleicht gibt es Gründe dafür… vielleicht aber auch nicht. Ich kann nur sagen, dass es wünschenswert wäre, dass die Familie sich wieder fängt, statt das irgendjemand dort, aus welchen Grund auch immer, zu Grunde geht.“ Er zuckte ein wenig die Schultern und entschloss sich, dass er das Thema Nachbarn nicht mehr ansprechen sollte. Es wirkte nicht förderlich auf ihre Stimmung.
Erneut leerte Tenzou sein Sakeschälchen und beobachtete das Pärchen in der Ecke der Bar. Wann hatte er eigentlich das letzte Mal ein Date gehabt? Es war wohl gefühlt 100 Jahre her. Er drehte sich wieder an die Theke zurück und verspürte erneut einen leichten Appetit auf irgendetwas zu essen. Die Dangos waren auch nicht viel mehr als ein Snack gewesen.
„Nun denn… ich werde mir noch ein gutes Restaurant suchen in dem es mehr zu Essen gibt als ein paar Snacks“, sagte er dann und drückte sich von seinem Stuhl hoch. Er holte aus seiner Tasche ein paar Ryo hervor und legte sie auf den Tresen. „Wollen Sie mich vielleicht begleiten?“ Seltsame Frage einer Fremden gegenüber? Tenzou war es egal, wie er wirkte. Vielleicht schaffte er es ja, dass sie nicht länger in das Buch starren würde?

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BeitragThema: Re: Das letzte Glas [abgebrochen]   Das letzte Glas [abgebrochen] Icon_minitimeDi Mai 07 2019, 23:54

Exzess war Yōshas Leben. Sie übertrieb alles. Arbeit, Alkohol, Hobby. Auch bei ihrem Multitasking übertrieb sie es gerne, wie hier anschaulich unter Beweis gestellt. Verhielt sich ein normaler Mensch so? Gewiss nicht, aber das Gefühl dafür, wie man sich richtig verhielt, war ihr schon lange abhandengekommen. Daher wirkte sie gerne mal befremdlich auf die Leute. Zumindest auf jene, mit gesundem Menschenverstand. Es gab aber immer solche, die gerade das Ungewöhnliche interessant und damit ihre merkwürdige Art akzeptabel genug fanden, um sich länger mit ihr zu beschäftigen. Die traurige Tatsache, dass Yōsha keinen noch so kleinen Freundeskreis ihr Eigen nennen konnte, sagte wohl genug darüber aus, wie eine, wie auch immer geartete, Beziehung zu jenen, die sich für sie interessierten, zu enden pflegte. Am Ende holten sie eben immer ihre eigenen Störungen ein, was wohl auch der wahre Grund für ihren Aufenthalt hier sein dürfte. Waren ihre Nachbarn lästig? Absolut. Wäre sie auch ohne diesen Störfaktor heute hier her gekommen? Vermutlich. Sich in eine Bar zu setzen und zu trinken, bis sie umfiel, war ganz ihre Art. Dabei etwas zu lesen, ebenso.
Tenzōs Art war es hingegen wohl, sich in Bars zu begeben, um nur ein wenig zu trinken. Mamas braver Junge wohl. Entweder das, oder fürchterlich pflichtbewusst. Vielleicht einer jener Shinobi, die zu jedem Zeitpunkt voll einsetzbereit sein wollten. Für den Fall der Fälle. Löblich, aber es zeigte auch irgendwo, dass er nichts Besseres zu tun hatte. Und die Wortwahl, die er zu ihrer Beschreibung bequemte, erzeugten nicht gerade den Eindruck eines auch nur ansatzweise liierten Mannes. Entweder das, oder war nahm es mit der Treue nicht allzu genau, wovon Yōsha aber nicht ausging.
Ein leises Lachen stahl sich aus dem Leib Frau, die ihr Gegenüber eben als „nett“ bezeichnet hatte. Tenzō hatte sie gefragt, ob es eine Strategie sei, dass sie ihm ihre Einschätzung seiner Shinobi-Veranlagung ungefragt aufgedrückt und ihn anschließend auf sein Auge angesprochen hatte. Nun, seine Strategie war es wohl, offen zuzugeben, dass einen Barbesuch als guten Grund sah, Leute zu treffen und neue Bekanntschaften zu machen. Er bevorzugte nette Leute. Nette, kluge Frauen, scheinbar, wenn mans genau nahm. Dazu sagte Yōsha erstmal nichts, dachte sich ihren Teil dazu, wie so oft. Als er jedoch zugab, oder zumindest vorgab, kein geschultes Auge zu haben, wenn es um Menschen geht, wiederholte sich das leise Lachen aus Yōshas Munde. "Daran ließe sich mit Sicherheit noch arbeiten. Ich sehe bei Euch noch nicht Hopfen und Malz verloren. Aber lasst Euch gesagt sein, dass weder Shinobi, noch Kunoichi, objektiv gesehen, jemals „nett“ sind. Wenn es Euch danach verlangt, schlage ich eine Bar eher zivilen Einschlags vor."
So war Yōshas Meinung zu ihren Kameraden. „Nett“ war wirklich kein Wort, dass sie mit jemals mit Shinobi in Verbindung bringen würde. Weder privat noch beruflich. Sie hatten alle ihre Schattenseiten, die mehr oder weniger automatisch mit ihrem langen, harten Dienst einhergingen. Und der Dienst endete nie. Yōsha war sich ihrer eigenen Störungen bewusst. Und bezweifelte stark, dass es irgendeinen Shinobi gab, der nicht zumindest ansatzweise mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte. Dass Tenzō so vergleichsweise leichtfertig die Worte „nette, kluge Frau“, in einer Bar, die bevorzugt von Shinobi besucht wurde, in den Mund nahm, sprach nicht gerade für ihn. Wie auch immer es zu verstehen war, als Flirtversuch oder einfaches Kompliment, dass sie zum Auftauen bringen sollte, es brachte ihm keinen Pluspunkt ein.
"Wünschenswert ist eine Menge, nur erhören die Götter keine Wünsche. Wenn man das Prinzip der Parsimonie berücksichtigt, ist das blutige Ende eines Ehestreits die weitaus wahrscheinlichere Variante, als die blauäugige Hoffnung, ein Wunder würde geschehen und streitende Staaten Frieden schließen.", war ihre abschließende Meinung zu dem Fall. Und damit war das Thema hoffentlich auch gegessen. Yōsha erhob ihre Stimme zwar nicht, aber ihrem Tonfall war zu entnehmen, dass sie es bevorzugen würde, nicht weiter darauf einzugehen. Glücklicherweise bot das Leben selbst gerade einen wunderbar einfachen Ausweg aus dem unleidlichen Gesprächsverlauf.
Dem großen Manne war nach etwas mehr Nahrung zu Mute, als ein paar einfache Dangos. Wenn man seine Maße in Betracht zog, konnten wohl wirklich nur als Vorspeise herhalten. Und wenn Yōsha einmal ehrlich mit sich war, konnte auch ihr Magen eine Kleinigkeit vertragen. Was in ihrem Fall meist mehr wurde, als bei der achso holden Weiblichkeit üblichen. Wobei auch dieses Klischee garnicht mal so beständig war, wie man annehmen würde. Tatsächlich schien es unter Kunoichi häufiger Frauen zu geben, die Unmengen an Nahrung zu sich nehmen konnten, ohne auszuufern. Eigentlich interessant, aber chakraverstärkter Metabolismus war nicht ihre Baustelle.
"Bitten Sie häufiger um eine Begleitung, deren Namen Sie nicht einmal kennen?", fragte Yōsha mit einem angedeuteten Lächeln auf den Zügen. Eine Handbewegung folgte und das Buch in ihren Händen war verschwunden. Ein nicht nachzuvollziehender Vorgang, sofern man kein Shinobi war. Eingeweihte in diese Künste würden erkennen, dass das Buch aller Wahrscheinlichkeit nach versiegelt wurde. Nur wohin, blieb erstmal hoffen. Yōsha trug, wie so häufig, schwarze Handschuhe, die den entscheidenden Hinweis in diesem Fall verbargen. Eine weitere Handbewegung später schob Yōsha ein wenig Geld über den Thresen, um ihre Rechnung zu bezahlen. Sie hatte wohl eine Entscheidung getroffen. Eine die vermutlich positiv ausgefallen war, wenn man den Umstand in Betracht zog, dass sie sich ebenfalls erhob, aber wohl nicht vorhatte, die Bar allein zu verlassen.
"Murasaki Yōsha.", war ihre verspätete Vorstellung. Sie empfand es wohl als angemessen, ihm ihren Namen zu verraten, nun das sie wohl noch ein wenig Zeit miteinander verbringen würden. Davor hatte sie es nicht als nötig empfunden, sich einem wildfremden Bargänger vorzustellen. "Ich nehme an, nach mir?", kam es als eher obligatorische Frage über ihre Lippen. Tenzō schien ihr der Typ von Mann zu sein, der einer Frau den Vortritt ließ. Bei jemandem, der sie als „nette, kluge Frau“ bezeichnete, war wohl nichts anderes zu erwarten. Folglich schickte sie sich an, die Bar zu verlassen, um mit Tenzō wo auch immer hin zugehen. Würde er ihr sicher noch sagen.
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BeitragThema: Re: Das letzte Glas [abgebrochen]   Das letzte Glas [abgebrochen] Icon_minitimeMi Mai 08 2019, 18:55

Tenzou empfand es für ein wenig seltsam, dass die Frau in ihren angetrunkene Zustand noch immer in der Lage war sich gut ausdrücken zu können. In den meisten Fällen half er angetrunken Frauen allerhöchstens raus aus einer Bar und brachte sie nach Hause. Dabei spielte er nie mit Hintergedanken. Im Gegenteil sogar. Er war sehr darum bemüht seinen Mitmenschen zu helfen. Das war die eine Seite, die er allen Menschen zeigte. Hilfsbereit, Höflich, Zuvorkommend… .  Es gab sicher noch dutzend weitere klischeehafte Eigenschaften, die Tenzou mit Leichtigkeit hätte erfüllen können.  Als sie über seine nicht besonders geschulten Augen sprachen, lachte die Frau leise auf. Zugegeben war die Meinung einer anderen Person ihm gar nicht so wichtig. Er ließ seine Behauptung einfach so stehen, dass er ein schlechtes, geschultes Auge besaß. Wäre es wirklich so schlecht, dann hätte er vermutlich nicht Shura Captain werden können. Allerdings waren das Umstände, die natürlich die Frau nicht wissen konnte. Seine Aufmerksamkeit schwang wieder auf die Frau zurück, die davon sprach, dass weder Shinobi noch Kunoichi nett wären. Ein kurzes Schulterzucken war zusehen.
„Ich glaube ich bin alt genug zu wissen, wie Shinobis ticken und in welche Bar es mich dahingend verschlagen sollte“, erwiderte er ein wenig barscher. Er bemerkte relativ schnell, dass man wohl mit der Frau nicht gut Kirschen essen konnte. Sie schien fast immun gegen Komplimente zu sein und Flirtversuche zerschellten regelrecht an der Brandung in 1000 Teile.
Tenzou entschloss sich, dass er zuerst einmal etwas vernünftiges Essen sollte, bevor er sich in weitere Unterhaltung warf. Sein Magen schien von den kleinen Leckereien der Bar einfach nicht satt zu werden. Das konnte man wohl seinem Körperbau zu schreiben und dem Trainingseinheiten, die er sich tagtäglich antat. Er erhob sich von seinem Stuhl und wandte sich an seine Gesprächspartnerin. Eigentlich nahm er nicht an, dass wirklich Interesse haben würde mit ihm ein Restaurant zu besuchen. Sie hatte sich immerhin nicht einmal namentlich vorgestellt. Eine Hand versenkte Tenzou lässig in der Tasche und blickte dabei die Frau abwartend an.
Statt direkt eine Zusage zu machen, kam zuerst einmal eine Gegenfrage. Zuerst musterte er seine gegenüber eingehend, dann erkannte er das sie lächelte. Auch auf seine Züge zeichnete sich dadurch ein Lächeln. Wie bei einem Spiegel, der die Emotionen seines gegenüber wiedergab. „Ein fehlender Name sollte mich nicht davon abhalten, jemand zu einem Dinner einzuladen“, erwiderte der Mann mit tiefer Stimme. Er konnte mit einem Auge verfolgen, wie das Buch plötzlich verschwand, auch wenn es ihm fast ein wenig zu schnell ging. Mit nur einem Auge war es gar nicht so einfach alles im Blick zu behalten. Die meiste Zeit versuchte er zumindest der Dame ins Gesicht zu schauen, damit er ihre Züge sehen konnte und ihre Stimmung wahrnahm.
„Es hätte mich nicht gestört, wenn sie heute den ganzen Abend namenlos wären“, sagte er zu ihrer Vorstellung, deutete dann aber an der Tür eine leichte Verbeugung an, gepaart mit der Gestik, dass sie natürlich zuerst durch die Tür konnte.
„Erfreut Sie kennenzulernen. Ihnen gebührt natürlich der klischeehafte Vortritt durch die Tür.“
Tenzou war ein sehr traditionell angehauchter Mensch. Auch wenn sich die heutige Zeit immer weiter entwickelte und man beobachten konnte, dass die heutige Jugend zu kleinen Rüpeln erzogen wurde, so war ihm nach wie vor wichtig, dass der Respekt gewahrt wurde. Solange man auch ihm respektvoll behandelte.
Nachdem die Frau aus der Tür trat, folgte Tenzou hinaus auf die Straße. Die Gasse war nicht ganz so belebt, wie die Hauptstraße es war. Statt auf diese Straße zuzusteuern, nickte er in eine andere Richtung, um ihr anzudeuten, dass sie dort lang gehen sollten. Fast täglich starrte der Mann auf Karten der Stadt. Jeden Winkel kannte er und jedes verdreckte Loch.
„Kommen Sie ursprünglich aus Chikyu?“, fragte Tenzou nach einem kurzen Moment der Stille. Wieder platzierte er sich an der linken Seite von ihr, damit er sie im Gespräch auch eines Blickes würdigen konnte. Im stehenden Zustand wirkte sie noch um einiges kleiner als eben an der Bar. Was ja bei seiner Größe nicht unbedingt als schwer galt.
„Und bevor ich es vergesse - bevorzugen Sie irgendeine Art von Essen nicht?“ Sie blieben an einer Kreuzung stehen. Nach links und rechts führten zwei Wege. Der eine würde weiter in die Innenstadt laufen, der andere in die äußeren Teile. Je nachdem, wie sich die Dame entschied, würden sie wohl dann den Weg einschlagen.
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