Gangs gegen Gangs [abgebrochen]

Es war schon ein wenig merkwürdig, dass er nun zum zweiten Mal sogar für eine eher sozialere Mission eingeteilt wurde. Yoshiro vermutete mittlerweile, dass gerade wegen seiner dortigen Schwächen, eine solche Rolle an ihn herangetragen wurde. Die Jounin, der der junge Hyuuga hatte den Missionsbericht übergeben müssen war auch jene Jounin, die ihn zu diesem neuen Auftrag ausgewählt hatte. Ohne Zweifel war diese Frau die größte, die er je gesehen hatte und darüber hinaus gehörte sie auch zum Akimichi Clan. Yoshiro kannte einige Mitglieder dieses Clans vom Sehen und hatte auch kurze Zeit mit einem die Akademiebank gedrückt, doch abgesehen davon, dass sie Unmengen aßen, wusste er wenig über sie. Resultierend aus diesen Mengen an Essen kam was kommen musste und das Fett setzte unweigerlich an. Nun konnte man von Akimichi Kimiko behaupten was man wollte, aber sie war nicht fett. Schlank allerdings auch nicht. Eher so mittel. Und alles zusammen fügte sich in einer enormen Erscheinung zusammen, die einem definitiv in Erinnerung blieb. Wenn er sich nicht irrte, so hatte er sie bestimmt auch schon einmal im Dorf gesehen. Es war immerhin auch sehr schwer sie zu übersehen, aber ein Wort gewechselt zumindest noch nie.

Das sollte sich nun ändern und nach einem Tag der Ruhe, hatte sich Yoshiro einmal mehr in Schale geworfen, wie er es immer tat für seine Missionen. Eine schwarze, wenig auffällige Ninjakleidung und die Maske, die einen Großteil seines Gesichts verdeckte. Da diese Mission vom Rang C war, hatte er diesmal auf seine Ninjawerkzeug nicht verzichtet, wenngleich er hoffte es nicht auf dem Boden des Dorfes ernsthaft einsetzen zu müssen. Doch man war besser vorsichtig als nachsichtig.
Der Treffpunkt war wie schon vor zwei Tagen mit Kusanagi Taichi der Platz vor dem Lager, dass nun durch ihr Zutun wieder recht gut versorgt war. Allerdings hatte der Hyuuga schon bemerkt, dass einiges an Ärger in der Luft lag. Darum kümmerten sich aber nun er und eben jene Jounin, nach der er schon gespannt Ausschau hielt. Natürlich konnte man das auf seinem emotionslosen Gesicht nicht erkennen, doch es interessierte ihn, in wie fern sich Kimikos Herangehensweise von jener Sayuris unterschied. Auch das gehörte zu einer wichtigen Erfahrung für einen Genin, verschiedene Blickwinkel kennenzulernen.

Locker lehnte sich der Hyuuga an einen Baum und verschränkte die Arme vor der Brust. Ein Koloss wie Kimiko würde sicherlich nicht sonderlich schwer zu entdecken sein. Und er, der er der einzige mit einem Dorfstirnband in der Umgebung war auch, zumal die Akimichi wohl noch wusste, wie er aussah.

Tatsächlich war die Riesen schon sehr bald zu sehen. Yoshrio hatte keine Uhr dabei, doch es kam ihm vor, als wäre sie etwas zu spät. Leise seufzte er etwas verächtlich, solange sie noch außer Hörweite war und löste sich von seiner an den Baum angelehnten Position. Schon zu Schulzeiten, wurde ihm nicht selten mangelnder Respekt vorgeworfen, was der Hyuuga nie verstanden hatte. Es war nämlich nicht so, dass er ungehörige Worte an Höhergestellte richtete, sondern viel eher sein Ausdruck, die Haltung, einfach sein gesamter Anblick. Und so war es auch diesmal, als Kimiko sich ihm näherte. Kurz erinnerte sich Yoshiro an das erste Treffen mit Sayuri, die ihn sofort zurechtgewiesen hatte. Und so nickte er der Akimichi einfach zu und versuchte so wenig aufdringlich wie möglich zu wirken. Das war gar nicht so leicht, wenn man im Grunde gar nicht wusste, was eigentlich das Problem war.

"Hallo.", antwortete der Genin ruhig und musste den Kopf schon ziemlich in den Nacken legen, um der Jounin ins Gesicht zu schauen, "Es gibt nichts besonderes über mich.". Wie immer klang seine Stimme ein bisschen so, als würde Yoshiro einen Text vorlesen, in welchem man das Wetter von gestern besprach. "Ich freue mich, die Elite des Dorfes bei einer Mission begleiten zu dürfen.", fuhr er fort und diesmal zeigte sich die Vorleseart prächtig. Noch am Morgen hatte sich der Hyuuga nämlich hingesetzt und freundliche Sätze aufgeschrieben, um nicht immer so griesgrämig zu wirken. Leider passte nichts an seiner Erscheinung mit den Worten zusammen.
"Ahhhh, da sind sie ja!", rief eine Stimme aus dem Hintergrund und Yoshiro erkannte sie als jene des Lageraufsehers wieder, "Und das genau zur rechten Zeit!". Der Mann blieb vor Kimiko stehen, die er etwas unsicher beäugte. "Es geht schon wieder los an der Essensausgabe. Ich wollte gerade schauen, ob die bestellten Shinobi schon eingetroffen sind. Wie ich schon sagte, genau zur rechten Zeit! Folgen sie mir!". Ohne auf eine Antwort zu warte, wirbelte der Aufseher herum, dem man seine Überarbeitung sichtlich ansah und stapfte in das Innere des Lagers. Yoshiro warf Kimiko einen fragenden Blick zu und wartete auf ihre Reaktion. Er war bereit.

Kimikos Gesicht war nicht zu deuten, zumindest nicht für Yoshiro, was er so bewertete, dass sein Versuch fehlgeschlagen war. Was solls, dachte er und seufzte innerlich. Er würde wohl noch ein paar Fragen an Mira haben, ehe so etwas wie sozialer Umgang für ihn wirklich glatt lief. Andererseits erfüllte er seine Aufgaben und das war ultimativ das wichtigste. Die riesige Akimichi nutzte jedenfalls den Moment, um sich eine Zigarette anzustecken. Yoshrio sah so etwas selten, hatte aber durchaus Neugier, wie es wohl sein mochte, eine Zigarette zu rauchen. Vermutlich war er dafür aber noch zu jung. Hin und wieder gab es immerhin auch Leute, die ihm das nötiger Alter absprachen, um ein Shinobi zu sein. Er hatte sie Lügen gestraft.

Als das Zusammentreffen unterbrochen war, verlor auch der Hyuuga keine Zeit und folgte der hünenhaften Jounin, die dem Aufseher ihrerseits folgte. Yoshrio kannte das Lager bereits und erkannte die Straße wieder, die sei entlangliefen. Er war zwei Tage zuvor ebenfalls zur Essensausgabe gelaufen, um einen Streit zu schlichten. Vermutlich verhielt es sich heute jedoch anders. Bei ihm war es nur ein Streit zweier Männer gewesen. Bei ihrer Mission ging es um ganze Gruppen. Von Kindern zwar, doch Kind war ein weitgefächerter Begriff.
Das große Zelt der Essensausgabe erstreckte sich nach wenigen Minuten vor ihnen und trotz der gewaltigen Ausmaße bezweifelte Yoshiro, dass Kimiko durch den Eingang kam, ohne sich zu bücken. Der Aufseher jedenfalls schritt ohne Zögern über die Schwelle und blieb unmittelbar dahinter stehen. Umgedreht zu den beiden Shinobi machte er einen Fingerzeig in eine der Ecken. "Sehen sie! Dort drüben. Diese Kinder drangsalieren die Mitarbeiter und Bewohner dieses Lagers gleichermaßen! Und jetzt sind sie zu weit gegangen und haben sich die Vorräte unter den Nagel gerissen. Und stellen sie sich vor, sie verkaufen sie jetzt! Einer von ihnen ist ein ehemaliger Genin eines anderes Dorfes, deshalb traut sich niemand etwas zu sagen! Sie müssen etwas unternehmen!".
Yoshiro blickte sich um und tatsächlich war es ungewöhnlich leer gewesen vor den Pforten des Zeltes. Für gewöhnlich hatten sich hier stets viele Menschen aufgehalten. Jetzt aber war hier niemand, wenn man von einer kleinen Gruppe absah, die vor den neuen und unrechtmäßigen Besitzern der Vorräte stand. Fragend blickte Yoshiro zu Kimiko. Er würde sich ganz an ihre Anweisungen halten.

"Die Vorräte wurden vorgestern von mir geliefert.", sprach Yoshiro ruhig auf die Frage von Kimiko hin. Dass binnen eines Tages Nachschub gebracht wurde war unwahrscheinlich, auch für Konoha. Immerhin musste das Essen ja auch gekauft werden, dann zusammengestellt und geliefert. Konoha hatte eine beeindruckende Logistik, aber so flexibel war man scheinbar dann doch nicht. Ihr Einwand aber war durchaus sinnvoll. Yoshrio nickte auf ihren Auftrag hin, konnte sich aber bereits denken, wie das ganze ausgehen würde. Entweder er würde lautstark diskutieren und am Ende übergriffig werden, oder aber aber der Dieb floh einfach und war glücklich mit dem Geld, welches er bisher verdient hatte. Ob es das wert war? Geld war ohne Zweifel wichtig, doch gegenüber manchen Risiken lohnte es sich einfach nicht. Nun konnte man bei dem Beruf eines Genins noch nicht von echten Risiken sprechen, zumindest waren ihm noch keine Begegnet, doch wenn man den Beruf eines Shinobi wegen des Geldes macht... dann ... nun ja.

Yoshrio schritt an der kleinen Schlange vorbei, sodass er an ihrer Spitze stand, genau vor dem provisorischen Tresen, auf dem das Essen ausgeteilt wurde. Aus der Schlange tönte bereits leises Getuschel, denn einige schienen ihn noch von Vorgestern zu erkennen. Beide Hände in den Taschen blickte der Hyuuga erst in das Gesicht eines der Älteren und dann zu seinem Handlanger. "Was soll das hier?", fragte er emotionslos, "Essen zurückgeben und bei der Lageraufsicht melden." Einen kurzen Augenblick war es still, dann lachte der ältere laut auf. "Und wer bist du mir das zu befehlen, Kleiner?", kam es prompt zurück. "Hyuuga Yoshiro, Genin und im Auftrag der Dorfleitung hier. Dort ist man wenig erfreut über diese Art von Geschäften mit Waren, die einem nicht gehören.". Noch immer sprach der Genin als würde er aus einem Buch vorlesen, was sein Gegenüber sichtlich verunsicherte und das selbstgefällige Grinsen verschwand langsam. Yoshrio entging der zögerliche Seitenblick zu seinem Handlanger nicht, doch dann ging alles schnell. Der vermutlich ehemalige Genin nahm zwei Rauchbomben aus seinem Gürtel und warf diese auf den Boden, wodurch sich sofort dichter Nebel bildete. Husten erklang so gleich aus der Richtung der Schlange, doch der Hyuuga ließ sich davon nicht beirren. Die Adern an seinen Schläfen verdickten sich und sein Blickfeld begann sich auszubreiten. Er konnte gerade noch sehen, wie das Duo unter der Zeltplane hindurchschlüpfte und sich anschickte im Lager zu verschwinden. Ein schiefes Grinsen legte sich auf seine Lippen, ehe er den Nebel verließ und immer noch mit den Händen in den Taschen zu Kimiko zurückkehrte. "Ich würde sagen, die Waren können die Verantwortlichen wiederholen, sobald sich der Nebel verzogen hat. Was den Täter angeht, ich kann ihn noch sehen. Er turnt durch das Lager, sollen wir ihn verfolgen?"

Yoshiro nickte auf die Antwort der Akimichi hin und schickte sich sogleich an das Zelt zu verlassen. Sie verlor keine Zeit und stürmte ihrerseits los, nachdem er ihr die Richtung wies. Es überraschte den Hyuuga dann aber doch in welcher Geschwindigkeit. Sie war immerhin ziemlich groß und daher vermutete Yoshiro, dass sie auch nicht minder schwer war, aber das schien sie nicht sonderlich zu behindern. Zugegebenermaßen hatte der Genin allerdings auch noch nicht viele Jounin in Aktion gesehen, weshalb es wenig Vergleich für dieses Level gab. Er aber musste sich jedenfalls anstrengen, um mit ihr schrittzuhalten. Aber für einen Genin war auch Yoshiro sehr schnell und auch wenn es ihn doch sichtlich Anstrengung kostete, schaffte er es. Dieses brachiale Tempo führte allerdings auch dazu, dass man ihre Ziele doch recht schnell einholte. Selbst mit dem Vorsprung, den sie dachten zu haben.

Entsprechend verdutzt waren sie auch, als Kimiko vor ihnen auftauchte und die Flucht jäh beendete. Der Hyuuga blieb in ihrem Rücken, um eine eventuelle Flucht in diese Richtung sogleich zu unterbinden. Beeindruckend war es auf jeden Fall, wie die Akimichi sich gestenreich ausdrückte und man konnte zumindest bei der Begleitung des ehemaligen Genin erkennen, dass man drauf und dran war sich zu ergeben. Die Körpersprache des einstigen Shinobi zeichnete aber vor allem eines aus: Trotz. Yoshiro kannte derartige Aversionen und hatte schon oft beobachtet, wie diese zu aussichtslosen Situationen führten, die eine eigentlich schon beschlossene Niederlage nur noch schlimmer machten. Diesmal sollte es nicht anders werden.
Der Gesetzesbrecher schnaubte nur verächtlich. "Du bist schnell, ich habs kapiert, aber das heißt noch gar nichts.", kläffte er der Jounin entgegen. So laut, dass sich einige der Umstehenden zu ihnen umwandten. "Glaubst du wirklich, ich lasse mich so leicht fangen?" Es lag durchaus ein Maß an Sicherheit in seiner Stimme, sodass Yoshiro die Augenbrauen hob. Hatte er nicht verstanden, dass er hier eine Jounin vor sich hatte? Gleichzeitig bemerkte sein Byakugan allerdings, dass er Chakra in seinen Füßen und Beinen sammelte. Nicht gut, dachte der Hyuuga und machte sich bereit. So etwas hatte er schon gesehen. Yoshito antizipierte einen Sprung nach oben, der stark durch Chakra unterstützt würde und die daraus resultierende Geschwindigkeit die ganze Chose nur unnötig in die Länge zog. Also sprang der Genin seinerseits nach oben und lag mit seiner Vorahnung goldrichtig. Noch in der Luft begann Yoshiro Chakra am ganzen Körper zu sammeln und schlagartig in einer Rotation freizulassen. Er hatte dieses Jutsu gerade erst gelernt, doch seine Bewegungen waren durch sein rigoroses Training völlig perfekt. Binnen eines Bruchteils eines Wimpernschlages bildete sich eine blau leuchtende Kugel aus Chakra um ihn, was der flüchtige Genin zu spät bemerkte, denn dieser war schon im Begriff sich nach oben zu katapultieren. "Was zum-", war das einzige, was dieser noch herausbrachte, ehe er in die rotierende Kugel krachte und hart zurückgeschleudert wurde. Yoshiro konnte erkennen, dass dabei einige Knochen im Körper des Genin brachen, dessen eigene Wucht ihm nun zum Verhängnis wurde. Der Hyuuga selbst stoppte die Rotation und kam gelassen wieder am Boden zum stehen. "Ich denke, er geht nirgendwo mehr hin.", sagte er trocken und blickte zu Kimiko.