Worte sind Wasser und Rauch [abgebrochen]

Netsu & Ao
11.02.02
Anwesen des blauen Drachen (Westviertel)


Eine neue Ernennung in Chikyu hat die Reihen der Bestien beinahe vollständig gefüllt. Eine weitere Frau besetzt die Reihen der mächtigen und da Ao ein zuvorkommender und äußerst Charmanter Mann ist, soweit er sich dazu zwingt, hat er Netsu direkt zu sich eingeladen. Zum einen der Höflichkeit wegen, zum anderen, weil er sich für sein Umfeld interessiert und hofft, in der Frau eine Stimme zu finden die auf seiner Seite ist und die impulsiven Entscheidungen des Kage gegebenenfalls mit ihm ab dämpft.

Ao hatte die Hände im Schoß gefaltet und saß im größten und grünsten Bereich seines Anwesens. Dieses Schloss war ihm noch immer viel zu groß, auch wenn er das künstliche Grün sehr zu schätzen wusste. Es spendete Schatten und wenn er seine Ruhe wollte konnte er sich wie ein Kind in einem der Bäume verstecken. Es War zwar nicht so schön kühl wie eine Höhle, aber der Schatten der alten Bäume war entspannend und lenkte ihn nicht ab. Im Anwesen liefen immer wieder Menschen auf und ab, ihre Schritte waren schwer auf dem alten Holzboden und hier hatte er nur den Kies und den Schatten der Bäume. Er saß heute jedoch nicht auf einem Baum, sondern in einem kleinen Pavillon, der von Bäumen beschattet wurde. Vor ihm lag ein Bogen Papier den er am Lesen war. Es waren Bericht, Berichte die nie Enden würden und die ihn alt machten, sehr alt. Es ging, wie eigentlich immer, um die Felder, ihre Banditen und Berichte von Patrouillen. Auf dem hölzernen Tisch stand noch eine Karaffe Wasser, zwei Gläser daneben. Er hatte Netsu direkt in den Garten gebeten und ihr mitgeteilt, dass eine Wache sie hierher geleiten würde. Er war gespannt auf die Frau, die seit neustem Bestie dieses Dorfes war. Noch eine Frau neben Yui, damit war er der einzige der Bestien, die männlich war und er war der jüngste. Dennoch fühlte er sich nicht so. Es war beinahe so als würden die Falten schon auf ihn warten und etwas in ihm weigerte sich noch sie anzuerkennen. Dennoch hatte er eine Falte zwischen den Augen, welche vom vielem kraus ziehen kam und erst in den letzten beiden Jahren entstanden war. Er starrte bereits ein wenig länger auf das Papier, als er von irgendwo die schweren Schritte der Torwachen hörte. Sie trugen alte traditionelle Rüstungen oder die leichten Gewänder der Nomade, je nachdem wer Wach hatte. Heute war es offensichtlich jemand in Uniform, der seinen Gast zu ihm brachte. Ao selbst hatte nicht wirklich gewusst, wie förmlich dieses Treffen werden sollte. Er hatte zu sich eingeladen, das war eine Sache. Das Anwesen war beeindruckend groß und mächtig und doch hatte er in seiner Einladung bereits den Garten als Treffpunkt angeführt. Das formelle hatte er also direkt hinaus befördert und sich am morgen auch eher einfach gekleidet. Eine blaue Hose aus robustem Stoff mit der er im Notfall trainieren konnte und die ihn nicht eingeengte. Da er es für anmaßend hielt sich der fremden Frau halb entblößt zu präsentieren, hatte er sich ein weißes Hemd angezogen, dessen grober Stoff ebenfalls zur Hose passte. Etwas unpassend erschien bestenfalls, dass er barfuß war, aber da hier überall Gras war und er nicht vor hatte rein zu gehen erschien ihm das vollkommen in Ordnung. Ota-sama euer Gast, hörte er die Stimme seiner Wache und erhob sich von der Holzbank um aus dem Pavillon zu treten. Er sah gut aus, wenn auch ein wenig älter als er eigentlich war. Das erste was ihm an Netsu auffiel war das blasse Haar und die ebenso blasse Haut. Sie war nicht viel kleiner als er, wenn auch ein wenig. Neben ihr wirkte er braun gebrannt, auch wenn man bestenfalls von leichter Bräune sprechen konnte. Dennoch schimmerten viele weiße Linien auf seinem Arm, Narben alter Verletzungen, die nicht verheilt waren. Als er die Frau auf sich zu kommen sah lächelte er wie der nette Sohn zu dem Mann ihn erzogen hatte. Sorgsam verneigte er sich dem Rang angemessen um sie zu begrüßen. Willkommen auf meinem Anwesen Kanden-sama. Es freut mich euch kennen zu lernen. Sorgsam reicht er ihr die Hand, behielt sein Form mit Exzellenz bei und ließ ihr nach seiner Begrüßung wieder Luft. Kurz huschte sein freundlicher Blick zu der Torwache und er wand sich an den Mann. Du kannst gehen Kano, meinte er freundlich und deutete auf die schwere Rüstung. Du musst die nicht tragen, dass weiß du doch. Danke Ota-sama, aber ich wahre gerne die Tradition. Ao lächelte weiter, zuckte die Schultern leicht und ließ den Mann davon gehen. Seine schweren Schritte waren noch eine ganze Zeit lang zu spüren, doch Ao hatte sich bereits wieder an Netsu gewandt. Folgt mir bitte, ich habe etwas kühles zu trinken bereit gestellt. Ao deutete mit der Hand an ihm die drei Schritte in den Pavillon zu folgen. Er nahm Platz, schenkte ihr Wasser ein und räumte seine Papiere zur Seite, bevor er sie wieder anblickte. Danke das ihr hierher gekommen seid. Ich dachte mir es wäre nicht schlecht, wenn wir uns ein wenig kennen lernen. Vorab möchte ich euch natürlich meine Hilfe anbieten, falls ihr diese in eurer neuen Position braucht. Eröffnete er frei und faltete die Hände auf dem Tisch. Natürlich wollte er sie nicht gleich verscheuchen oder bedrängen. Er wollte warten, was sie zu sagen hatte, immerhin war zuhören genau so wichtig wie reden.

Es war noch nicht lange her seit der "Feierlichkeiten" die ihretwegen abgehalten wurden. Dennoch war Netsu bereits einigermaßen weit mit ihren Änderungen in der Politik gekommen, sodass sie es durchaus mal erlauben konnte ihr neues Büro, welches sie in einen ungenutzten Bunker der Stadt eingerichtet hatte, zu verlassen. Doch obwohl die sich von der anstrengenden Papierarbeit der letzten Tage befreite, war sie dennoch beruflich unterwegs. Direkt nach ihrer Ernennung zum Weißen Tiger hatte man sie eingeladen. Ihren "freien" Tag würde sie heute also im Schloss eines, ja man konnte ihn eigentlich Kollegen nennen, verbringen. Ota Ao war sein Name und er trug den Rang einer Bestie. Der Blaue Drache wurde er genannt und Netsu war gespannt was auf sie wartete. Am Abend zuvor, zu der Zeit an der sie sich immer auf den Folgetag vorbereitet und sich ihren vorhaben entsprechend Kleidung zurecht legt, hatte die Einladung des jungen Mannes für kurze Verwirrung bei Netsu gesorgt. Eine Einladung in die Räumlichkeiten einer anderen Bestie war sicherlich eine förmliche Angelegenheit und sie hätte sich bestimmt auch dementsprechend gekleidet, jedoch würden sie sich im Garten treffen und sie konnte sich daher nicht wirklich vorstellen, wie so ein treffen einen hauch an Förmlichkeit erhalten sollte. Nie hatte sie so etwas bei ihrem Vater gesehen oder auch nur gehört. Schlussendlich hatte sie sich für eine Mischung von Freizeit und Formell entschieden. So trug sie nun einen schwarzen BH, eine dunkle Jeans und ein paar feine Lederstiefel sowie dazu passende Handschuhe. Ihr Markenzeichen, die Generalsjacke ihres Vaters, trug sie offen über die Schultern geworfen und darunter Versteckt ihren Ausrüstungsgürtel für Notfälle. Während ihres Weges durch die Süd- und Weststadt hörte sie so manches Raunen unter den Bürgern von Chikyu. Bisher wurde sie nur selten außerhalb ihres Büros gesichtet und wenn sie dieses mal verlassen hatte war es meist nur um die Umsetzung ihrer neuen Gesetze beizuwohnen oder diese zu untermalen. Die Allgemeine Zufriedenheit und die bis jetzt gestiegenen Raten bei der Verbrechensbekämpfung gaben ihr bis jetzt recht. Nach ihrem langen Spaziergang durch die Stadt war sie endlich angekommen und klopfte am Tor zum Anwesen. Um ehrlich zu sein, war Netsu nicht all zu oft in einem anderen Teil der Stadt gewesen und so musste sie das Zuhause ihres Gastgebers zunächst einmal bewundern. Netsu hörte die schweren Schritte einer längst veralteten Rüstung hinter dem Tor herantreten und nach einer kurzen Bestätigung ihres Anliegends wurde sie hinein gelassen. Von der Wache begleitet schritt Netsu durch die hohen Flure des Schlosses bis sie endlich bei ihrem Gastgeber im Garten ankam, wo sie von ihrem Geleit angekündigt wurde. Ein Mann in blauer Kleidung erhob sich und trat an sie heran. Netsu war erstaunt von der Gegensätzlichkeit der beiden Personen. Ihre hellroten Augen blickten in seine strahlend blauen, sein schwarzes Haar zeigte den Kontrast zu ihren im puren Weiß. Das Aussehen des, zumindest laut Unterlagen viel jüngeren Mannes gefiel Netsu auf den ersten Blick. Bei ihrer gegenseitigen Begrüßung verneigte sie sich ebenfalls, wenn auch etwas unbeholfen. Schnell wurde die Wache fortgeschickt und Netsu in einen kleinen Pavillon geführt, wo sie das angebotene Wasser dankend annahm. Ihr Gegenüber fing sogleich mit dem Thema ihres Treffens an und Netsu hörte lächelnd zu. "Nun ich habe für die Einladung zu danken, Ota-sama. Ich hoffe nur, Ihr könnt es mit mir nicht ganz so streng nehmen, mit den Geflogenheiten am Hofe, ich komme vom Miitär und nicht aus feinem Hause." Ein innerliches grinsen huschte durch ihren Kopf. Sie fand es seltsam so zu reden und hoffe innerlich darauf schnell wieder zu einer normalen Art reden gebeten zu werden. Sie fühlte sich jedoch nicht in der Position ihm das Du anbieten zu können. "Ich werde euer Angebot zu einem gegebenen Zeitpunkt sicherlich gut gebrauchen. Im Moment scheine ich jedoch alles im Griff zu haben." Netsu sah sich um bevor sie in ihre Jacke Griff und sowohl Feuerzeug als auch eine Zigarre herausholte. "Ist es gestattet in eurem wunderschönen Garten zu rauchen?" Würde man ihr die Zigarre verweigern, wäre es nicht wirklich schlimm für sie, es hilft ihr meist nur die Gedanken beisammen zu halten. Netsu lehnte sich etwas auf den Tisch, wodurch ihre Oberweite unbeabsichtigt etwas in Licht gerückt wurde. "Um ehrlich zu sein bin ich sehr froh über unser Treffen, gerade da ich auch beruflich gerne ein Wort mit Ihnen wechseln wollte. Doch können wir gerne mit ihren Thema beginnen. Sie wollten mir hier haben um mich besser kenne zu lernen. Nun hier bin ich also immer her mit den Fragen. Ich bin gewillt Ihnen die eine oder andere Frage gerne zu antworten. Ich sollte in meiner Position besser nichts zu verstecken haben oder?" Sie grinste freundlich und und lehnte sich wieder zurück um die Arme vor der Brust zu verschränken. Sie war gespannt wie ihr Gegenüber tickte und was er von ihrem Anliegen halten würde, dass sie ihm Unterbreiten wollte.