Esoterisches Holz

Oma Yamanaka wäre ja so wütend, wenn sie wüßte, wo Ringo gerade war. Die alte Kröte hasste es bereits, wenn man den Blumenladen der Senju überhaupt erwähnte. Dabei war es nunmal so, dass die Yamanaka kein Floristik-Monopol besaßen. Da biss die Maus, wie man so sagte, keinen Faden ab. Und Ringo hatte gute Gründe, hier zu sein statt im claneigenen Blumenparadies.
Keiner dieser Gründe würde mich davor retten, mit einem vom Omas Kuchiyose-Molchen den Körper zu tauschen, dachte Ringo bei sich, während sie die Klinke umfasste und die Tür entschlossen aufdrückte. Oder schlimmer, mit meiner Schwester. Ja, so gemein war Oma Yamanaka.
Ringo war eine begeisterte, wenn auch nur hobbymäßige Chakraforscherin. Für sie war es nicht nur Arbeitswerkzeug, sondern geheimnisvolle Kraft. Daher ging sie der Frage nach, wie der Körper Chakra produzierte - eine Frage, die so mancher Lehrer auf der Akademie längst für beantwortet hielt - und wie man dies beeinflussen konnte. Häufig sagte man ihr schlicht "Iss gut". Ja, aber was sollte man im besten Falle essen? Es war ein weites Feld, und es gab viele Bücher, die mehr oder weniger ernst genommen wurden.
Ringo befasste sich derzeit jedenfalls mit Tee. Tee aus Baumrinde. Und welche Bäume waren besonders eng mit Chakra verbunden? Gewiss mussten es Senju-Bäume sein. Und darum betrat Ringo nun den Blumenladen von Senju Shana.
Ringo sah sich einen Moment lang um, damit sie als gewöhnliche Kundin wahrgenommen wurde. Letztlich wollte sie keine Pflanze aus den Verkaufsregalen. Sie wollte einen Assistenten mit Mokuton, und um dies zu erreichen, würde sie sich der glorreichen Regel bedienen, nach der der Kunde nunmal Kaiser war.
Schließlich näherte sie sich dem Tresen. Guten Tag, sprach sie, Ich interessiere mich für Bäume. Hätten Sie einen kompetenten Mitarbeiter, der mir auf diesem Gebiet eine helfende Hand reichen könnte?
Das klang doch gut. Einfach, zugleich gewinnbringend.

Kleine Exemplare erschaffen. So sprach die zuvorkommende Verkäuferin zu ihrem herbeigerufenen Gehilfen. Das klingt ausgesprochen vielversprechend. Auch wenn der Junge, Taro, nicht so aussah, als wäre er selbst ein Glanz-Produkt des hoch gerühmten Senju-Clans. Er wirkte eher ... nun, als wäre er lieber woanders.
Doch was machte das schon. Seine Chefin war von seiner Fachkompetenz überzeugt, und sie erteilte ihm einen Auftrag. Ringo ihrerseits hatte Geld. Sie gab wenig ihres Lohns für Vergnügungen aus, umso mehr legte sie in die Vorbereitung an. Und dies war Vorbereitung! Sie konnte diesen Laden mit so vielen Ryo bewerfen, dass selbst der lustloseste Mitarbeiter auf die Füße kam!
Oma Yamanaka hätte freilich das Geld gespart und irgendeinen illegalen Mist mit Clanjutsu oder Illusionen gezogen. Ringo war nicht so. Noch nicht. Im Moment nicht. Neeein, das konnte schließlich gewaltig nach hinten losgehen!
Dann gehen wir mal an die Arbeit, erklärte Ringo mit einem Lächeln, das halbwegs einnehmend aussehen sollte. Was sie sagte, klang ohne Zweifel nicht nach einer normalen Kundin. Sie zückte ihr Notizbuch und folgte Taro, wohin auch immer er gehen mochte.
Also. Ich gehe recht in der Annahme, dass du das Mokuton beherrschst, oder? Sie wartete seine Antwort nicht ab. Nun, ich benötige einen Senju-Baum. Keine Kastanie, Buche oder Eiche, sondern einen ... puren Baum aus dem Chakra der Senju. Für mein Studium, erklärte sie. Ich nehme an, so etwas gibt es? Ich habe gerade erst mit meinem Projekt begonnen und noch nicht viele Daten gesammelt, muss dazu gesagt werden.
Ringo mochte Bücher, doch sie ging auch gern ins Feld der Forschung und fand Dinge selbst heraus. In diesem Falle bedeutete dies, sich einen Senju zu packen und ihn fachgerecht zu befragen. Mit gespitztem Bleistift wartete sie auf spannende Antworten.

Jap jap, er Senju, er Mokuton. Charmant. Das wurde ja schon heiter. Nicht, dass es Ringo großartig bekümmerte, wenn ihr neuester Holzfreund etwas unberührt war von ihrem Elan. Er musste schließlich eh nur tun, was er eben so konnte. Wahrscheinlich fiel ihm das leicht.
Der Junge schien jedenfalls davon überzeugt, dass es keine Probleme bei der Erfüllung des Wunsches geben würde. "Klar gibt’s das", sagte er. Und ging ans Werk! Er schloss Fingerzeichen, dann gab es ein Ploppen, und aus dem Erdboden hervor kam ... ein Stück Holz. Es stand für einen Moment einfach so da, und fiel dann um. Ein perfekter Türstopper. Ringo blinzelte das Ergebnis an, etwas unbefriedigt. Doch ihr geschäftsmäßiges Lächeln blieb. Noch kein echter Rückschlag, bloß ein anfänglicher Stotterer.
"Eh also ehm okay so?"
Für den Anfang schon ganz gut, entschloss sich Ringo für die diplomatische Antwort. Sie nahm den Holzklotz auf, betrachtete ihn und befühlte die Maserung. Reines Holz, innerhalb von Sekunden gewachsen. Es war kein Baum, wie sie ihn vor Augen gehabt hatte, doch man konnte auch hiermit sicherlich etwas anfangen. Ich werde meinen hauseigenen Papierhersteller damit beauftragen, mir hieraus einige Fuin-Papiere zu erstellen. Vielleicht ließ sich daraus bereits ein Fortschritt erzielen. Das Holz war immerhin aus der puren Energie entstanden, auf der die Macht von Fuin basierte.
Natürlich zielte Ringo ein wenig höher. Sie legte das Holz beiseite und schaute zu dem Senju-Jungen, der sich lässig an einen Baum lehnte. Offenbar tief in eigenen Gedanken gefangen.
Ringo trat leichten Schrittes neben ihn und klopfte gegen den Baum, an dem er lehnte, wie gegen eine Bürotür. Machen wir weiter?, fragte sie lächelnd. Erneut wartete sie nicht auf Antwort. Wer fragt, der führt. Und Ringo war sehr zielführend. Das war nun Senju-Holz, sehr schön. Ich möchte aber einen Baum haben. Und so wie ein Steak keine Kuh ist, ist ja auch Holz kein Baum. Du verstehst? Ich möchte gern einen Senju-Baum mit Wurzeln, Ästen, Rinde, Blättern ... oder Nadeln, falls ein Senju-Baum eher sowas hat.
Ringo sprach mit ausgesuchter Höflichkeit und Geduld. Wer lächelt, statt zu toben, ist immer der Stärkere. Kannst du das für mich machen? - Oh, und mit deiner Erlaubnis beobachte ich dich dabei mit meinem Spürsinn!
Mit diesen Worten wechselte sie ihren Bleistift gegen Wachsmalstifte aus, die sie wie Wurfwaffen zwischen den Fingern hielt, und schlug eine neue Seite im Notizbuch auf.
Ringo konnte Chakra-Auren zwar nicht sehen so wie ein Uchiha, doch spüren. Und sie hatte ihr Talent als Zeichnerin darauf verwendet, eine Art Geheimschrift zu erstellen, die es ihr erlaubte, Chakra-Auren zu malen, sodass es Sinn ergab. Zumindest für sie selbst, meistens. Irgendwann würde sie ihre Fachbuchreihe herausbringen, und dann würde sich dieses System gewiss durchsetzen!

Was versetzte den Jungen den so in Panik? Ringo ignorierte es zunächst, schaute dann aber mit wachsender Verunsicherung zu, wie der Senju-Bursche es immer mehr mit der Angst zu tun bekam. Er zog sich seine Mütze über den Kopf, als wolle er sich darunter vor dem Übel der Welt verkriechen. Dem Übel, das sie, Ringo darstellte?
Bin ich so schlimm? Ich bin nett. Voll nett! Ich beachte jede Regel der höflichen Konversation, um Himmels willen. - Oh, wir stellten einander nichtmals vor. Nun gut, vielleicht war sie doch nicht perfekt in diese Angelegenheit gestiegen ...?
Derweil raffte sich der Junge aber doch auf, seine Aufgabe zu erfüllen. Ringo hätte fast verpasst, wie er anfing, doch spürte sie, wie sich sein Chakra aufbaute. Sofort war sie aufmerksam! Mit ihren Wachsmalstiften skizzierte sie den Chakrafluss, die wellenartig verlaufende Stärke, malte mit rot und gelb und grün die verschiedenen Intensitäten, die sie innerhalb weniger Augenblicke erfasste.
Und dann, dann blickten beide auf das Ergebnis der Bemühungen.
Ringo ließ ihr Notizbuch sinken. Da hast du wirklich etwas ... Einzigartiges geschaffen, zog sie Bilanz, fasziniert von dem skurril aussehenden Gewächs. Sie stupste eines der dreieckigen Blätter an. Ausgezeichnet. Sie konnte damit schonmal Tee kochen, sowohl aus der Rinde als auch aus den Blättern. Schön gemacht. Den kaufe ich auf jeden Fall!
Sie hoffte, diese Erklärung würde den Jungen aufheitern. Immerhin brauchte sie ihn noch.
Gut, und jeeetzt, sprach sie gedehnt, ehe sie ihre Salve abfeuerte, frage ich mich, ob dieser Baum auch Früchte tragen kann. - Und dann brauche ich noch einen zweiten Baum! - Oh, und mit deiner Erlaubnis tauschen wir anschließend die Körper, nur ganz kurz! - Geht das wohl?

Hochmotiviert oder wenigstens aufgeheitert schien der Junge ja noch nicht. Eher gestresst. Dabei tat sie ihm doch gar nichts? Ringo schätzte, dass sie sich etwas mehr in ihn hineinversetzen musste. - Nein, nicht mit Yamanaka-Tricks. Eher auf die mitfühlende, empathische Weise, wie es die Natur eines freundlichen, menschlichen Wesens eben war. Und ich bin ein sehr freundliches, menschliches Wesen.
Auf die Fragen-Kanonade reagierte der Senju jedenfalls mit Verwirrung. Eh machte er, sehr viel Eh.
In Ordnung, dachte Ringo bei sich, stellen wir zunächst einen Rapport her. Rapport, das war, wenn man auf gleichwertiger Ebene sprach. Ihre Oma hatte ihr dazu ein wenig was erzählt, und im Grunde stellte man Rapport her, indem man beispielsweise Gestik und Haltung imitierte. Oder eben ...
Eh. Ringo machte Eh, okay. Pause. Ich checke, dass du es noch nicht ganz checkst. Ganz gechillt. Wenn du es schaffst, dann möchte ich Früchte an beiden Bäumen. Weil, ich will sehen, was für Früchte kommen da überhaupt? Ich meine - Sie tätschelte eins der eckigen Blättchen, Ich meine, eh, das ist kein Apfelbaum. Kommt wohl kein Apfel bei raus? Auch keine Birne. Oder Banane. Was kommt da überhaupt? Das will ich wissen.
So. Und nein, das meinte ich ... Eh, egal. Ging um den Platztausch. Er wechselte bereits den Platz, und sie konnte ihn nicht aufhalten, weil die Situation sie fast zum Lachen gebracht hätte. Sie musste an sich halten, das Kichern abwürgen, denn das hätte gewiss den Rapport zerlegt.
Ringo ließ den Jungen erstmal machen. Eigentlich hatte sie geplant, bei einem Okay von ihm direkt jetzt mit ihm den Körper zu tauschen. Doch das wäre wohl ... arg invasiv gewesen. Yamanaka lernten schließlich, was gutes Benehmen war und wann man seine Clanjutsu nicht auf andere einsetzte. Im eigenen Hause war das etwas anderes, aber hier tat man das nicht einfach mal schnell, bloß weil man keine Lust hatte, eine Trittleiter zu holen.
Da stand es, ein zweites Bäumchen. Wow, machte Ringo gedehnt, Cool. Wie das Erste. Aber nochmal zum Platztausch. Sie trat etwas näher. Lernen wir uns erst etwas kennen. Ich bin Ringo, vom Clan Yamanaka. Mit leicht gehobener Augenbraue schaute sie ihn an, in der Hoffnung, dies würde ihm bereits einen groooben Hinweis geben. Außerdem wartete sie, dass er sich ebenfalls vorstellte. Danach - ob er es wirklich tat oder nicht - fuhr sie fort:
So. Jetzt sind wir keine Fremden mehr. Also höre nun zu. Ich kann machen, dass mein Geist, erklärte sie und deutete auf ihre Stirn, in deinen Körper geht. Sie zeigte auf seine Brust. Weil, eh, das ist spannend für mich. Nicht weiter wichtig für dich. Aber ich mache dann auch, dass dein Geist, sie zeigte auf seine Nase, in meinen Körper geht. Sie deutete mit dem Daumen auf ihre Brust. Weil, dann ist dir nicht langweilig so lang. Und es wäre etwas Neues für dich. Spaßig. Es wäre spaßiger, als wenn wir jetzt aufhören und du, eh, wieder da rein gehen musst zu deiner Chefin, meinst du nicht?

Oooh, es wirkte! Die rohe Mauer bröckelte, und man konnte einander endlich sehen und sich verständigen! Sieg auf ganzer Linie für Ringo. Man sollte ihr bald mal anbieten, die Prüfung zum Jounin anzugehen. Jeder, der dies hier sah, musste erkennen, dass sie ein ausgezeichneter Sensei wäre.
"Achso ja das ist ja easy ne?"
Taro nickte eifrig. Ringo nickte auch eifrig. Ja, ne?
Mit schüchternen Jungs auf Du und Du. Taro ging, endlich angemessen motiviert, ans Werk. Und er schaffte es wirklich, dass Früchte am Baum erschienen. Ein Umstand, der ihn selbst zu überraschen schien.
Jaaay ..., stimmte Ringo ihm sofort zu und kauerte sich vor dem Bäumchen hin, die Früchte in Augenschein nehmend. Echt hübsch. Du bist cool, ey. Sie sahen wirklich interessant aus. Es erschien ihr, als wäre das spitzige Design der Blätter auch bei den Früchten zu finden. Zufall? Sie notierte diesen Eindruck rasch.

Dann kam der andere Teil. Der, bei dem ein Yamanaka eben glänzte. Durch ihren Spürsinn hatte Ringo einen gewissen Eindruck von dem, was chakramäßig in Taro vorging, doch so eine Beobachtung konnten dutzende andere Sensoriker genauso haben. Ringo wollte etwas wahrnehmen, wie es nur eine erheblich kleinere Schnittmenge der Bevölkerung wahrnehmen konnte.
Nachdem sie erklärt hatte, was sie wollte, war Taro erstmal wieder verunsichert. Verunsichert, aber nicht panisch oder erschrocken. "Also naja ich will nicht zu Mum – aber wenn ich nein sage gibt’s ärger?"
Ach, zu Mum. Die Chefin des Blumenladens verpflichtete also auch ihre eigenen Kinder zum Frondienst.
Ach, Ärger gäbs nicht, erwiderte Ringo fröhlich, Ärger gibts nur bei Mum, und ich bin ja nicht deine Mum. Aber, eh, wenn du nicht willst, müsst ich halt wieder los, und du müsstest wieder rein.
Er lenkte praktisch von selbst ein. Offenbar im tiefsten Inneren schon besiegt. Ringo hätte ihm am liebsten die Schulter gepattet. Irgendwann wirds besser für dich. Irgendwann wirst du viel entschlossener auf die Chance aufspringen, mit jemandem wie mir abzuhängen als mit deiner Mum.
Dankeschön, sagte sie lächelnd. Eh, achte gar nicht auf mich. Nix wird wehtun, ne. Die Zeit im Monat ist grad nich. Und es wird auch ganz von allein wieder normal.
Ringo sammelte Chakra, kalibrierte es auf hohe Kosten. Dadurch würden ihre Geister für mehrere Minuten im Körper des anderen verankert sein. Genug Zeit. Dann streckte sie eine Hand aus, mit der Handfläche zu Taro, und richtete ihre andere Hand auf sich selbst.
So. Mach bitte nochmal das Jutsu zum Baumwachsen.
Ihr Spürsinn war wach und aufmerksam. Sie hatte nun schon zweimal verfolgt, wie er einen Baum wachsen ließ, und war zuversichtlich, das Timing gut landen zu können. Sie würde den Körper mit ihm tauschen, sobald das Jutsu fast vollendet war.
Uuund Schwupps, kam es dann von ihr, indem sie beide Hände übereinander legte. Shingyakushin no Jutsu.
Ein samtweicher, flüssiger Tausch.

So alles klappte, fand sich Ringo nun in Taros Körper wieder, und ihr Bewusstsein fasste sofort nach dem Chakra, welches Taro während seines Jutsu geschmiedet und vorbereitet hatte. Sie packte entschlossen zu. Es sollte sich jetzt auf keinen Fall zu sehr verändern! Fremde Jutsu wiederholte man schließlich nicht einfach so. Selbst es über die letzte Ecke zu bringen, zum Abschluss, würde für Ringo schwer werden. Gerade war es ein wenig so, als nähme sie Taro ein Kunstwerk, das nur einen Handgriff zur Fertigstellung brauchte, aus der Hand.
Ringo fühlte, wie Taro das Chakra geschmiedet hatte. Diesen Eindruck würde sie sich merken. Vorerst hielt sie das Chakra jedenfalls noch fest, wie in einem Schraubstock. Ohne hohe Chakrakontrolle konnte man solche Kunststücke vermutlich vergessen.
Lächelnd schaute sie nun zu Taro, der sich in ihrem eigenen Körper wiederfand.
Na? Alles gut?, fragte sie, und die Jungenstimme klang nun irgendwie anders. Fröhlich!

Spoiler:

Es war doch immer wieder faszinierend, Leute in anderen Körpern zu sehen. Taro schien ein wenig schwummrig, er fasste sich an den Kopf und plumpste zu Boden.
Ja gut?, wiederholte sie freundlich, Dann, eh, ist ja gut. Sie musste sich ihr Lachen doch sehr verkneifen. Immerhin war er anständig und langte nicht nach irgendwelchen unangemessenen Stellen. Er schien einfach nur immens verunsichert, und das war doch putzig.
Alles easy, versicherte Ringo ihm rasch wieder. Pass auf. Wenn du möchtest, kannst du versuchen, mir bei deinem Jutsu zuzusehen. Klang komisch, war aber so. Mein Körper hat nämlich Spürsinn. Heißt: Du hast gerade Spürsinn. Also, wenn du magst, dann stellst du dir jetzt vor, um dich herum wäre es schön warm, aber einige Stellen sind wärmer als andere. Als würdest du im Wald sein, und du könntest spüren, wo es schattig ist und wo sonnig.
Es war eine sehr grobe Einweisung, und ob Taro daraus etwas zu machen vermochte, lag ganz bei ihm. Ringo konnte ihm so oder so nichts weiter beibringen, und es hätte auch den Aufwand nicht gelohnt. Dieser ganze Zustand war schließlich nur kurzweilig. Außerdem, sie hatte noch immer sein Jutsu in ihren Händen.
Ich sollte es nicht zu lang halten. Je länger, umso mehr könnte das Gewebe ausfransen.
Ringo brachte das Jutsu also zum letzten Schritt, zur Auslösung. Und, ganz wie zuvor, wuchs ein weiteres Bäumchen! Dieses wirkte ebenso eigentümlich wie die anderen, allerdings waren die Blätter weniger eckig, mehr rundlich, gummiartig. Die Früchtchen darauf waren mehr wie Pfirsiche.
Ringo betrachtete das Ergebnis mit höchstem Interesse.
Cool, sagte sie, erneut zu Taro blickend. Sie winkte ihm aufmunternd zu. Komm her, schau dir das an. Er ist etwas anders, nicht? Vielleicht machte ich was falsch, wer weiß. Sie fuhr prüfend über die Blättchen, die weich waren und auch ein wenig ölig. Ihr Senju seid wirklich zieeemlich spannend.

"Ich klinge ja voll klug."
Zunächst glaubte Ringo, Taro rede von ihrer Stimme, der er sich gerade bediente. Dann beschlich sie der Verdacht, er meinte mit "Ich" seinen Körper, der im Moment von ihr besetzt wurde.
Eh ... sicherlich, erwiderte sie, um ein Haar aus dem Konzept gebracht. Seine Gedankengänge nachzuvollziehen war ein bisschen wie mentale Luftakrobatik. Ich könnte ihn nun korrigieren und ihm auseinander setzen, dass er immer noch er ist, nur in meinem Körper, und dass ich immer noch gern als ich angesprochen werde, auch wenn ich in seinem Körper sitze. Dass das Ich an die Seele geknüpft ist, nicht an das Fleisch ... andererseits, er ist kein Yamanaka. Wer weiß, in welche philosophischen Tiefen ich dabei mit ihm stoßen würde.
Nun schnupperte er an ihr. An sich! Himmel, jetzt fange ich auch schon an. Sie sollte sich vielleicht nicht so lang im Senju aufhalten.
Als der Baum gewachsen war, betrachtete Taro ihn mit wenig Begeisterung. Er mochte die vorigen Bäume lieber. Dass sie überhaupt Unterschiede aufwiesen, tangierte ihn eher periphär.
"Und jetz? Ich meine was ist daran jetz besonders? Also klar wir sind voll cool und so aber naja."
Sie runzelte die Stirn. Ehrenbruder, n bisschen offen für neues sein. Es tat ihr fast schon weh, sich selbst so dermaßen unbeeindruckt zu sehen. Fast schon nörglerisch. Das is voll, eh, ein Puzzleteil zum Lösen des Großen Ganzen. Voll der Eye Opener, wirst schon sehen, wenn ich mein Buch fertig geschrieben hab.
Sie ging aus der Hocke, überragte ihren eigenen Körper um einen guten Kopf und lächelte zu Taro herunter. Na, Kleine? - Ach komm, ich bin mal nett und treibe keine Spielchen mehr mit dir. Hast ja gut mitgemacht. Mit diesen Worten hob sie die Hand, gab ihm einen leichten Patsch auf die Wange - und der Körpertausch sprang rückwärts. Schon war sie wieder sie und er wieder er.
Ringo lächelte zu Taro hinauf. Packen wir das Zeug ein? Ich kaufe alles.