Giftiges Grünzeug

Ein kleines Dörfchen nahe Konoha indem es angeblich spezielles Wissen im Bereich der Gifte gibt. Das Dorf selbst besteht aus gerade mal fünf Häusern, man kennt sich, mag sich und ist Fremden gegenüber recht offen. Wer die Heilerin selbst sucht muss Glück haben das sie da ist, findet sie jedoch im sechsten Häuschen. Dieses wird immer von den wenigen Leuten dort in Ordnung gehalten. Das Häuschen hat ein kleines Bett in einer Nische, dazu etwas platz zum kochen. Wer eintritt darf sich entweder an den Tisch setzen in den man beinahe hinein läuft, oder muss sich an diesem vorbei schieben um zu Bett und Kochnische zu kommen. Wer den Blick nach oben schweifen lässt findet unter dem Dach diverse getrocknete Kräuter und darf sich über fallendes Grün nicht wunder. Man sollte jedoch acht geben, denn wer  weiß schon was da hinab segelt?

Auf dem Weg zurück von Konoha nach Chikyu hatten Kuraiko und Haruka in einem der viele Dörfer halt gemacht, in denen man Haruka als eine alte Frau und Kräuterhexe kannte. Man hielt ihr kleines Häuschen immer warm und sauber für den Fall das sie zurück kehrte. Kuraiko hatte sie gesagt es wäre besser für ihre Verkleidung, wenn sie dort als alte Frau auftrat und die Schwertmeisterin als ihre Enkelin vorstellte. So trug sie seit dem verlassen von Konoha die Maske der alten Frau. Sie ging jedoch viel zu schnell für ihr alter und musste sie stark zurückhalten, als sie näher kamen. Man begrüsßte sie und brachte sie in ihr Haus. Am nächsten Morgen ging Kuraiko wie so häufig jagen, während Haruka begann sich um die Leiden der Bewohner zu kümmern. Sie trug an diesem Tag ein blasses blaues Kleid und musste sich schwer beherrschen nicht in ihre gewohnten Muster zu verfallen. Man kannte sie hier als etwas exzentrisch, aber jeder normale Mensch wurde im Alter ruhiger, Haruka war da jedoch eine Ausnahme. Also saß sie am Frühen Morgen an ihrem winzigen Tisch in dem Haus und sortierte die Kräuter, die sie hier immer wieder zog und um die sich die Bewohner kümmerten, wenn sie nicht da war. Ihre Tür stand offen und auch das Fenster in der Schräge war geöffnet. Licht fiel in das viel zu kleine Haus und Haruka wirkte fast friedlich beim Sortieren. Ihr Verstand jedoch war ruhelos. Sie hatte Akio für sich gewonnen was Yuna anging und doch machte sie sich Sorgen um ihren Ex-Mann und Vater ihrer Kinder. Sakura war wieder mit ihr gekommen und sie ärgerte sich, dass sie ihn allein lassen musste. Doch sie musste zurück nach Chikyu, musste prüfen wie es dem Dorf ging und wie es Forest ging. Ao hatte sich bei ihr gemeldet und das war nicht alles so schlecht wie es schien und dennoch vollkommen unpraktisch. Die Samurai hatte sie nie wirklich im Auge gehabt. Wieso auch, wenn man sich Kuraiko ansah? Die Frau war für Haruka sehr vernünftig und nicht dabei ein ganzes Dorf zu tyrannisieren. Sie wusste gar nicht wie man nach so vielen Jahren noch immer auch Rache sinnen konnte. Es musste doch irgendwo ein Ende der Gewalt geben. Natürlich waren die Dinge falsch, aber unschuldige zu töten und Menschen zu richten die sich nichts hatten zu Schulden kommen lassen. Ihre Stirn war mittlerweile ganz krausgezogen und sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie ihre Kräuter klein stampfte mit dem Mörtel in ihrer Hand, anstatt sie zu mahlen. Wie können sie es wagen meine Pläne zu zerstören. MEINE PLÄNE! fluchte sie wohl durch das halbe Dorf und zerstieß voller ärger ihre Kräuter.  Ich bin die gesandte Helias, ich versuche die dinge zu richten und heile zu lassen und diese Idioten. Ich könnte sie alle – aber ich darf nicht. Göttin vergib mir aber diese Idioten. Ich bin so darauf bedacht und was tun sie? Ich meine das ist so gemein, unfair einfach unfair. Warum bin ich so gut und kümmere mich. Ich weiß nur für sich – aber warum. Ich könnte diesem ach ich könnte ihn. Aber ich werde nicht. So eine Schande, fluchte sie weiter in einem konstant aggressivem Ton der durch die Ecken des kleinen Häuschens schwirrte. Zum Glück hörte ihr keiner zu. Ach selbst wenn – wer würde schon das Gefluche einer alten Frau ernst nehmen?

Harukas graues Haar  fuhr durch die Luft als ein Klopfen sie davon abhielt weiter auf Dinge zu schimpfen gegen die sie ohnehin wenig tun konnte. Ihre blaue Augen zuckte zu dem hoch gewachsenen Mann der in ihrer offenen Tür stand und sie ansah. Naaaa Jungchen was fehlt dir denn? Trällerte sie fröhlich und hüpfte von ihrem Stuhl herunter damit sie um den Tisch eilen konnte. Er war ein ganzes Stück größer als sie, hielt sich aufrecht und wirkte irgendwie kühl. Als wäre es ihr gutes Recht stupste sie ihn mit der runzligen Hand vor die Brust und an den Arm. Du musst mehr essen mein Kind sonst wird das mit der Frau nichts! Nur kräftige Männer sind gute Männer, belehrte sie ihn sogleich und betrachtete ihn dann einen Moment. Unruhig wippte das graue kurze Haar hin und her, bevor sie sich umdrehte und wieder in ihr Häuschen huschte. Für ihr vorgeschobenes Alter lief sie viel zu schnell, aber sprach genau so viel Unsinn wie jede andere alte Frau der sie schon begegnet war. Munter klopfte sie auf die Stuhllehne des einen Stuhles und winkte ihn zu sich. Setz dich setz dich Jungchen und erzähl mir was dir fehlt. Herzschmerz? Magenprobleme? Ich wette du arbeitest zu viel und bist gestresst nah nah? Mhmm oder doch Fieber – ist dir warm kalt oder sonst was? Haruka schob sich um den Tisch herum und stellte ihre Kräuter auf eine Regal in der Wand, pustete die Kräuterrest fort und strich den Rest mit der Hand und ihrem blauen Ärmel weg. Und wenn es gaaaanz geheim ist, dann musst du die Tür zu machen. Ein schiefes Grinsen lag auf ihren Lippen und sie freute sich auf das Leid des Mannes. Immerhin kannte sie ihn nicht, er war jung und stark, gerade so als würde es ihm wirklich gut gehen. Was sollte ihn dazu treiben in dieses Dorf zu kommen wo niemand lebte, wenn er nicht irgendwie am sterben war? Sie war bekannte für die Kräuter in der Region, dass sie Mittel verkaufen konnte die es nicht überall gab und das sie ein umfangreiches Wissen besaß. Vielleicht war seine Liebste Frau auch in Gefahr? Sie gierte schon förmlich nach dem ganzen Klatsch den sie jetzt vielleicht zu hören bekommen würde und ihre Sorgen oder Probleme, wenn man es denn so nennen wollte, waren erst einmal vergessen. Unruhig trommelte sie mit ihren runzligen Händen auf ihrem kleinen Tisch herum und starrte ihn an. Es war schlimm immer nur die alten der ältesten zu behandeln. Die hatte Probleme die niemand mehr haben wollte. Meist waren sie einfach nur alt oder hatten sich so schlecht ernährt, dass sie jetzt dabei waren an den späten Folgen zu Grunde zu gehen. Das sie ihnen dann immer sagt das sie selbst schuld waren wollten sie nie hören. Alte Sturköpfe! Wer sich nicht um sich kümmerte würde auch im alter nicht gesünder, was glaubten die eigentlich wer sie war? Klar konnte sie wunder vollbringen, aber doch nicht wenn man selbst schuld war, dass es einem so schlecht ging.  

So wirklich begeistert schien er nicht zu sein, starrte nur perplex vor sich hin anstelle sich wirklich auszudrücken. Haruka sah ihn schief an, was für ein seltsamer Kerl. Kam hier her und war von einer alten Frau eingeschüchtert. Sein hüsteln machte die Sache nicht wirklich besser. Heeeee? Sicher Jungchen? Krank sein ist nichts schlimmes -  im Alter nun im Alter wird das noch häufiger passieren. Normalen Menschen, ihr ganz sicher nicht. Außerdem war sie sowie kaum krank gewesen, egal in welchem Alter. Vielleicht hatte sie es auch einfach nur vergessen, wer konnte das schon wissen? So wirklich warm wurde er auch nicht, schien vor sich hin zu starren und ernst zu bleiben. Immer diese Menschen die nicht Lachen konnte, eine Schande! Etwas unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her, wartete bis er sich setzte, tat es jedoch nicht. Was er wohl gegen ihren Stuhl hatte? Einen Moment später rückte er aber mit dem heraus was er wirklich wollte. Ihre Augen bekamen einen freudigen Glanz.Ahhh Pflanzen – ja ja damit kenne ich mich gut aus sehr gut sogar. Ich würde behaupten ich bin die Beste, kicherte sie fröhlich vor sich hin. Dann griffen ihre runzeligen Finger nach ein paar Gefäßen in den Regalen und stellten sie auf den Tisch.  Also zuerst einmal ist Konoha ja nicht das kleinste Dorf Jungchen, also kennst du wahrscheinlich schon ein paar. Die Frage ist, wo du hin willst. Sie schob ein erstes Glas mir vertrockneten Kräuter vor. Eher in die sumpfigen Gebiete die Richtung Chigiri gehen? Oder interessieren dich nur die Dinge hier im weiteren Umfeld von Konoha? Sie schob ein weiteres Glas vor mit Sandkörnern im Glas, schmale Stängel die vertrocknet und dunkel waren. Oder eher in die Wüste? Wo die Pflanzen lange ohne Wasser leben müssen? Willst du die kennen lernen über die man stolpert oder jene die gefährlich sind weil sie sich ähnlich sehen? Sie zog die beiden Gläser zurück, schob zwei weitere voran in denen sehr ähnliche Pflanzen wuchsen. Alles hat seine Tücken und wenn ich etwas unterrichten soll brauche ich etwas, also so mini mini minimal mehr als das. Sie zwinkerte verschwörerisch und schob die Gläser wieder in ihr Regal, bevor sie die runzeligen Finger ineinander schob und breit grinste. Ich kann dir ein paar giftige Pflanzen zeigen die hier in der Nähe meines Dorfes wachsen, aber die sonst kaum jemand kennt. Auch ein paar die nützlich sein können. Um im Kopf fit zu bleiben oder so. In einer Routine klopfte sie sich dreimal leicht an den Kopf als wollte sie auf ihre eigene Verwirrtheit anspielen, dabei war sie ziemlich klar. Meistens, vergas sie aber was sie genau tun wollte oder warum sie hier oder mal dort war. Einen Moment glitt ihr Blick an dem Mann vorbei und hinaus auf das Dorf wo sie in der ferne ein paar Leute sah. Gute Leute die sie schon lange kannte. Dennoch würden sie alle über kurz oder lang sterben und sie wusste nach all den Jahren immer noch nicht, ob sie wirklich gesegnet oder verflucht war. Eine Dienerin Helias brauchte mehr als ein Leben um die Welt zu schützen und im Gleichgewicht zu halten und doch waren die Opfer die sie ab und an brachte unmenschlich. Bilder ihrer Tochter blitzen auf, die Gewissheit das sie nichts hatte dagegen tun können. Sakura würde lange leben, aber ihre anderen Kinder? Yamato, Kuraiko? Irgendwann wäre sie wieder allein. Ihr Körper fing zu zittern an und ihre blassblauen Augen glänzten voller Tränen. Ein lautes schniefen war zu vernehmen, bevor sie sich die Hände vor das Gesicht schlug und anfing zu weinen. Kleine runde Tränen kullerten ihre Wangen hinab während sie versucht zitternd und bebend nicht daran zu denken, dass ihren Kindern bald wieder etwas schlimmes passieren konnte. Doch es gelang ihr nicht, sie schniefte weiter, versuchte mit dem blauen Stoff des Kleides ihre Tränen zu trocknen und nicht vollkommen verstörend zu wirken. Wahrscheinlich gelang ihr das in diesem Moment nicht auch nur ein bisschen. Sie vergaß den jungen Mann, legte die Hände auf den Tisch und vergrub den Kopf dazwischen, während sie leise vor sich hin schluchzte. Was mache ich  nur – wenn sie, wenn alle – ich will nicht daran denken! Ich will nur, das ist so unfair, ich mag nicht – das ist so gemein. Jammerte sie leise in den Stoff ihrer Ärmel und zappelte auf dem Stuhl hin und her wie ein Kind das bockig war, nur das sie eben eine weinende Oma war und kein weinendes Kind.